Earth Ship – Soar

| 5. August 2024 | 0 Comments
Earth Ship

(c) Yukyong Ryang

Im vergangenen Jahrzehnt zählten Earth Ship zur Speerspitze der europäischen Sludge-Szene, veröffentlichten fünf Alben und eine EP binnen sieben Jahren, bevor erst einmal Funkstille einsetzte. Untätig war die Formation um das Paar Sabine und Jan Oberg sowie ihre wechselnden Drummer aber keinesfalls. Die Obergs spielen unter anderem auch gemeinsam bei Grin und Slowshine, während Sänger und Gitarrist Jan seit bald Jahrzehnten zu den gefragtesten deutschen Szeneproduzenten zählt. Sechs Jahre nach „Resonant Sun“ machen Earth Ship nun wieder von sich reden – mit Slowshine-Drummer André Klein an der Schießbude und dem neuen Album „Soar“ im Gepäck.

Und das erfüllt sämtliche Erwartungen. Ein Track wie „Ghost Town“ mit Sabine Obergs knarzendem Basslauf, monolithischen Drums und komplett entstellten, unbequemen Gitarren fährt von der ersten Sekunde an durch Mark und Bein. Der betont langsame, behäbige Ansatz sowie die wütenden, von Schmerz und Pein durchzogenen Vocals brennen sich sofort ein. Earth Ship schaffen es binnen kürzester Zeit, eine apokalyptische und doch verspielte Atmosphäre zu erzeugen, die sich im hörbaren Widerspruch so richtig wohlfühlt. Weitläufige Klangflächen und sich sorgsam aus dem Dickicht schälende Soli lassen den Mittelteil zart anschwellen, bevor so richtig derb zugelangt wird.

„Bereft“ wirkt wie der kleine Bruder der Geisterstadt und spuckt eines der besten Riffs der gesamten Platte aus – reduziert und kompakt, zugleich manisch und zermürbend. Doomig, ranzig und ungeschliffen – das macht mindestens so viel Laune wie der lebhafte Opener „Shallow“, dessen Gitarrenarbeit mehr denn je in klassische Stoner-Sludge-Gefilde vordrängt, kurz durchgeknallten Octohawk-Prog andeutet und schließlich mit mächtigen Dreckbatzen um sich wirft. Der fuzzig-bluesige Rausschmeißer „Daze And Delights“ fällt mit seinem Klargesang wunderbar aus dem Rahmen und klingt so desolat, wie man das von diesem Trio kennt.

Es mag mittlerweile eine arg abgedroschene Phrase sein, doch klingen Earth Ship tatsächlich so, als wären sie nie weg gewesen. „Soar“ knüpft nahtlos an die letzten Platten an, bringt frischen Wind auf Raten ein und mag es doch weiterhin faulig, roh und unbequem. Geradezu unerträgliche Intensität, überdimensionale Klangwände und ungeschliffene Reduktion finden abermals sofort zusammen und beißen sich fest. Einmal mehr zeigt das Trio, warum es zu wahren Meistern seines Sludge-Fachs zeigt, und kämpft sich mit erstaunlicher Leichtigkeit zurück Richtung Thron.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.08.2024
Erhältlich über: The Lasting Dose Records

Facebook: www.facebook.com/wearetheearthship

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Category: Magazin, Reviews

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