Weltenbrandt – Transzendenz Schatten Romantik
In Österreich entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Black-Metal-Szene, die mit wachsender Begeisterung ums Post-Eck denkt und inzwischen eine Art atmosphärisch-intensiver Exportschlager geworden ist. In diese Riege sollten sich auch Weltenbrandt demnächst einreihen, die mit dem 2018 erschienenen „Schöpfung“ bislang ein Album sowie eine weitere Single zu Buche stehen haben. Das sperrig betitelte „Transzendenz Schatten Romantik“ erweitert den Output nicht nur gewaltig, sondern kann zudem mit einer hochkarätigen Gästeliste aufwarten.
Da wäre beispielsweise das bereits 2022 vorausgeschickte „Apotropaion“ mit P. G. von Groza, das von der ersten Sekunde an mächtig Eindruck schindet. Intensive Frontalattacken treffen auf aufwühlende, emotional aufgeladene Melodien, bevor wütende Vocals mit vertraut depressiver Ausprägung kollidieren. Ein knapp fünfminütiges Wechselbad der Gefühle geht immer wieder durch die Decke. Ähnliches gilt für „Vergängnisdenkmal“ mit Jenny von Anhedonique, das mit seinen Keyboards überraschend klassischen Charakter antäuscht. Anstatt einer himmlischen Symphonie setzt es jedoch den sukzessiven, beklemmenden Abstieg in die Untiefen des Seins, bevor das Geschehen viel zu schnell verhallt.
L. G. von Ellende drückt dem wahnwitzigen „Tiefste Rast“ seinen unverkennbaren Stempel auf. Hier verstehen es Weltenbrandt gar hervorragend, den Spagat zwischen rasender Wut, purer Frustation und depressivem Idyll zu finden. Reduzierte Piano-Zwischenspiele treffen mitten ins Herz, das längst zur Mördergrube geworden ist. Übrigens klappt es hier auch ohne Gäste prima, siehe und höre der erhabene Auftakt „Melancholia Urgewalt“, dessen heisere Vocals auf einen kolossalen Klangteppich treffen, oder „Resilienz“, dessen unzählige Wendungen hinsichtlich Songwriting und Storytelling höchste Höhen erklimmen.
Hier macht jeder einzelne Track unheimlich viel her, selbst die kleinen Zwischenspiele, und das liegt nicht nur an den teils sehr prominenten Mitstreitern. „Transzendenz Schatten Romantik“ trifft schlicht und ergreifend mitten ins Herz, lebt von starken Songs und greifbaren Emotionen, die gekonnt mit vertrautem Black Metal, zugleich jedoch mit allerlei anderen Post- und Atmospheric-Subgenres und -Einflüssen harmonieren. Weltenbrandt gelingt zudem ein imposanter Sprung vom ersten zum zweiten Alben, auch wenn dazwischen sechs Jahre lagen. Schon jetzt eine der besten (heimischen) Platten des Jahres.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 25.08.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: weltenbrandt.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/people/Weltenbrandt/100048743389382
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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