Within The Ruins – Phenomena II
Auf der Suche nach Inspiration für ihr siebtes Studioalbum wagten Within The Ruins einen vorsichtigen Blick zurück. Unter anderem entstand ein Demo, das Frontmann Steve Tinnon an den Fanliebling „Phenomena“, der heuer zehnten Geburtstag feiert, erinnerte. Schnell wurden Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet, die natürlich abermals mit Comic-Figuren und komplexen Geschichten aus dem Marvel- und DC-Universum arbeiteten. Dennoch ist „Phenomena II“, Titel hin oder her, alles andere als ein bloßer Abklatsch geworden.
Ein waschechter Dampfhammer eröffnet in gewohnter Manier: „Castle In The Sky“ benötigt fast eine Minute, bis sich der Nebel gelichtet hat, dann wird es spektakulär. Längst sind Within The Ruins viel mehr als nur eine x-beliebige Deathcore-Band und toben sich mit wachsender Begeisterung aus – tödlich, groovend, technisch versiert, geradezu progressiv. Bekömmliche Heavyness trifft auf vertrackte Sprints, während apokalyptisch angehauchte Melodien wie Aasgeier über dem Geschehen kreisen. Im direkten Anschluss packt „Daywalker“ eines der besten Riffs der ganzen Platte aus, geht in Sound und Ästhetik zurück zu den Wurzeln und landet damit einen kleinen Volltreffer. Selbst die Gitarrenspielereien mittendrin ändern nichts an diesem Eindruck.
Fortan tobt sich die US-Band mit wachsender Begeisterung aus. Die Urgewalt von „Death Mask“ flirtet mit Djent-Riffing, dreht immer wieder am Rad und bemüht ein Wechselbad der Gefühle. Within The Ruins zeigen hier einmal mehr, dass es auch rein instrumental geht – siehe und höre der imposante Rausschmeißer „Enigma II“, die nächste gekonnte und technisch anspruchsvolle Fortsetzung. Ebenfalls bärenstark ist „Eater Of Worlds“, das sich vier Minuten lang windet, gefühlt drei Songideen vereint und mit seinem melodischen Leitmotiv abräumt. Der zermürbende Groove von „Demon Killer“ bietet ebenso höchsten Unterhaltungswert, glänzt durch Schwerfälligkeit und schiere Durchschlagskraft.
Mit diesem zweiten Teil gelingt Within The Ruins ein erstaunlicher Goldgriff, zumal sie bewusst nicht auf Nummer Sicher gehen. Natürlich wäre es einfach gewesen, einen lockeren Abklatsch zu servieren. Stattdessen entwickeln sie das Storytelling weiter, der Sound gestaltet sich wechselhafter und komplexer – es passt einfach zusamen. „Phenomena II“ ist eine mehr als würdige Fortsetzung geworden und setzt zudem die Serie starker Releases des US-Quartetts überaus souverän vor. Mehr Fingergymnastik im Pit geht wohl nicht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.08.2024
Erhältlich über: MNRK Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/withintheruins
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