Coltaine – Forgotten Ways

| 1. September 2024 | 0 Comments
Coltaine

(c) Heléna Fehér

Was lange währt, geht endlich unter die Haut: Die Wurzeln von Coltaine gehen auf das Jahr 2014 zurück, als die Gebrüder Moe und Benedikt Berg eine gemeinsame Band gründeten. Inzwischen zum Quartett angewachsen und angeführt von Charakterstimme Jules, veränderte sich der Sound der Formation aus Karlsruhe im Laufe der Zeit. Wütender Post Metal, atmopshärischer Post Rock, Acid- und Retro-Klänge finden auf verführerische Weise zusammen. „Forgotten Ways“ ist ihr erstes Album.

Und das beginnt gleich mit einer ordentlichen Herausforderung, denn „Mogila“, mit achteinhalb Minuten längster Track der Platte, stellt die Einstiegshürde dar. Hier kommt das Faible für Acid Rock und Psychedelia durch, denn man lässt sich erst einmal ordentlich bitten. Aus der anfänglichen Schockstarre mit donnernden Drums entwickelt sich ein monumentaler Song in doomiger Gemächlichkeit, der zugleich beherzt zulangt. Wütende Growls und Screams torpedieren das Seelenleben mit wachsender Begeisterung, bevor der betörende, jenseitige Klargesang am Ende wie eine Art okkulte Messe klingt, bei der alle Sitzreihen gleichzeitig brennen.

Im zweiten Giganten „Forgotten Ways“ nähern sich Coltaine zwischenzeitlich fast schon Drone-Qualitäten an, betont langsam und schwerfällig inszeniert. So derb klang Melancholie selten, gerade in der betrübt jubilierenden zweiten Hälfte. Doch auch vergleichsweise kurze Episoden, darunter das getriebene „Tales Of Southern Lands“, machen Laune. Das Spiel mit Atmosphäre bekommt dem Quartett so und so gut, bevor es laut, energisch und ruppig wird. Auch das bezaubernde „Grace“ lässt sich nur langsam aus der Reserve locken. Ehe man sich’s versieht, ist man der gefühlt dauerhaften, wohlig ermattenden Entladung schon verfallen.

Hier von hypnotisierender Wirkung zu sprechen, wäre wohl deutlich untertrieben. „Forgotten Ways“ verfügt über einen sehr eigenen Sound und eine spannende Präsentation, deren einzelne Teile durchaus vertraute Assoziationen wecken, die hier jedoch durch einen ganz besonderen Anstrich im besten Sinne neu und frisch wirken. Coltaine mögen doomige Härte und ruppige Wucht, aber eben auch diese bittersüßen Melodien und feinen Details, die gerade in Verbindung mit Jams und psychedelischen Zwischenspielen den Kopf verdrehen. Das Quartett aus dem Schwarzwald landet bereits mit seinem Einstand einen Volltreffer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 06.09.2024
Erhältlich über: Lay Bare Recordings

Website: coltaine-band.com
Facebook: www.facebook.com/coltaineband

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Category: Magazin, Reviews

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