Glare Of The Sun – TAL

| 13. September 2024 | 0 Comments
Glare Of The Sun

(c) Lifeforce Records

Der geradezu kometenhafte Aufstieg aus dem gefühlten Nichts weckt Erwartungen: Glare Of The Sun aus Salzburg landeten mit ihren ersten beiden Alben absolute Volltreffer, die gekonnt und geschickt mit post-metallischen Grenzen spielten und binnen kürzester Zeit einen ureigenen, monumentalen Klangkosmos schufen. Dieses Mal dauerte es zwar etwas länger, doch macht sich die Wartezeit hörbar bezahlt. Teils mit Pungent Stench-Legende Martin Shirenc aufgenommen und von Earth Ship-Mastermind Jan Oberg gemischt und gemastert, kann „TAL“ das hohe Niveau tatsächlich halten, ohne dabei auf der Stelle zu treten.

Gerade hinsichtlich Dynamik wurde ordentlich geschraubt und gewerkelt, und Tracks wie „Äon“ unterstreichen dies eindrucksvoll. Es dauert ein wenig, bis es losgeht, doch zieht schon der ruhige, ominöse Aufbau in seinen Bann. Dezent eingesetzte Streicher kommen auf dieser Platte immer wieder zum Einsatz und unterstreichen die musikgewordene Dramaturgie des Quintetts. Dazu kommt bewegender Klargesang in den Strophen, den man so eher in nautischen Doomgefilden erwarten würde. Pure Hässlichkeit am emotionalen Höhepunkt mit ähnlich aufwühlenden Noten im kompromisslosen Unterbau runden das Geschehen etatmäßig ab.

Dieses undurchsichtige, abwechslungsreiche und doch nie beliebige Bollwerk behauptet sich mehr und mehr. Da wäre beispielsweise „Leaving Towards Spring“, ebenfalls zunächst fragil und fast schon unscheinbar, bevor schmerzensgeplagte Schreie intensive kalte Schauer lostreten und das Nervenkostüm bis zum Äußersten spannen … nur um die nächste Zäsur mitzunehmen. Stark ist auch das eröffnende „Colossus“ mit seinem Doom-Bollwerk, zwischen frostigem Flüstern und halsbrecherischen Attacken – Glare Of The Sun in Bestform. Zwei Bonus-Tracks, die auf Vinyl fehlen, erweitern das Gesamtkunstwerk gekonnt, wobei die abschließende Fanfare von „Horizon“, das zwischen Wutbolzen und Blechbläsern pendelt, die Nackenhaare tätschelt.

Starker Sound, starke neue Ideen, dazu starke Gäste (J.J. von Harakiri For The Sky / Karg sowie Maffi von Collapse 7 mischen lautstark mit) – abermals stimmt das Gesamtpaket. „TAL“ setzt feine frische Akzente, ohne sich komplett vom bisherigen Schaffen abzuwenden, und löst seine Aufgabe gewohnt exzellent. Glare Of The Sun sind absolute Meister ihres Fachs, die mit Post, Doom, Gaze und Dark gar spielerisch umgehen, die echte Emotionen auslösen und jeden Song zu einem kleinen Kunstwerk reifen lassen. Eine knappe Stunde lang taucht man in eine unwirtliche und doch so einladende Welt ein, die zermürbt, die man zu keiner Zeit missen möchte. Auch das dritte Album ist ein absolutes Meisterwerk geworden.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Website: glareofthesun.com
Facebook: www.facebook.com/glareofthesun

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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