God Is An Astronaut – Embers
Seit nunmehr 22 Jahren zählen God Is An Astronaut zu den absoluten Meistern ihres Fachs. Bereits 2002 veröffentlichten die Iren ihre erste Platte und konzentrierten sich seither auf die Erkundung und Weiterentwicklung von Post Rock und etwaigen Satellitengenres. Mittlerweile wieder im Kern-Trio-Line-up unterwegs, spielt auch das inzwischen elfte Studioalbum „Embers“ mit Grenzen und Möglichkeiten, die von Elektronik und Synthetik über Psych und Kraut bis hin zu fast metallischen Meditationen sämtliche Möglichkeiten mit wachsender Begeisterung ausloten.
Dass diese Vielfalt gerne mal in einem einzigen Track funktionieren kann, untermalt der Titelsong „Embers“ eindrucksvoll. Zehn ausladende Minuten rufen die gebündelte Klasse der Iren ab. Behutsam arbeitet sich das Trio vor, spielt mit Psychedelia und Atmosphäre, der Synthetik stets nah, bevor nach etwa zwei Minuten die Instrumente langsam Fahrt aufnehmen. Scharfkantige Gitarren, ein schneidender Basslauf und drückende Drums bemühen den vergleichsweise klassichen Post-Rock-Aufbau und bleiben bei einem ersten kleineren Plateau hängen, voller Gefühl und Intensität. Eine überraschend metallische Explosion mit Blast-Anleihen verblüfft und läutet eine manische zweite Hälfte ein, die nach Gleichgewicht im Chaos sucht.
Zwar können God Is An Astronaut dieses unfassbar hohe Niveau nicht über die gesamte Spielzeit halten, doch dafür setzen sie zahlreiche kleinere Duftmarken, die volle Aufmerksamkeit entlohnen. Da wäre beispielsweise der fragile, schleppende Abgang „Hourglass“, der aus melancholischen Pianotönen eine bewegende, emotional aufgeladene Elegie schneidert, während „Fallen Leaves“ die Schönheit des Moments zelebriert. Eine magische, geradezu verspielte Melodie dringt als Leitmotiv wiederholt an die Oberfläche und wird immer wieder in andere Sphären gedrängt – mal drückend und heavy, dann geradezu intim. Auch die post-urbane Spannung von „Heart Of Roots“, die schemenhafte Umrisse im Nebel betrachtet, geht ans Herz.
„Embers“ ist kein typisches Post-Rock-Album und gerade deswegen so typisch für God Is An Astronaut. Majestätische Epen und feines, fragiles Storytelling kollidieren mit erstaunlicher Heavyness, aber auch mit synthetisch befeuerter Sinnsuche inmitten psychedelisch untermalter Atmosphäre, die um Antworten ringt. Das klassische Schema F geht oft verloren, Tracks fließen ineinander und vorbei, verlangen volle Aufmerksamkeit. Manchmal verliert man sich, wird aber stets gerne gefunden – eine geradezu spirituelle Erfahrung, die einmal mehr die Ausnahmestellung des irischen Trios untermauert und die Serie gut- bis hochklassiger Platten fortsetzt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.09.2024
Erhältlich über: Napalm Records (SPV)
Website: godisanastronaut.com
Facebook: www.facebook.com/godiaa
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