Grava – The Great White Nothing

| 28. September 2024 | 0 Comments
Grava

(c) Grava

Ein Geheimtipp aus dem hohen Norden finden den passenden Soundtrack für herbstliche Wetterkapriolen: Grava von den Färöern bzw. aus Dänemark verstehen sich auf lautmalerische Intensität, die mit Sludge, mit Doom und Post Metal, aber auch mit Crust und Chaos flirtet. Ihr bereits zweites Album setzt auf Intensität und Urgewalt, langt mit wachsender Begeisterung zu und wirkt dabei frostig bis desolat. Das zeigt sich bereits am Titel: „The Great White Nothing“.

Mehrere kurze, derbe Nackenschläge zu Beginn lagen beherzt zu und unterstreichen den Wahnsinn dieser Truppe. Da wäre beispielsweise „Erebus“, ein überaus rohes und dröhnendes Stück Musik, von gutturalen Screams und verkrusteten Lärmattacken durchzogen. Sämtliche Sinne jubilieren, während Grava nach einer kurzen Zäsur erneut durchstarten und alles zerlegen, was sich ihnen gerade in den Weg stellt. Ähnliches gilt für „Decimate“, das keine falsche Bescheidenheit kennt, nahezu sofort loslegt, einzig Schutt und Asche hinterlässt. Die donnernde Rhythmusabteilung trägt den Song, während die Vocals zwischen Wut und Verzweiflung pendeln.

Selten wagt sich das Trio in die Überlänge, die ihnen jedoch gut bekommt. „Hinterlands“ rollt betont langsam und behäbig an, lässt zunächst herzlich wenig passieren und überschlägt sich letztlich in Zeitlupe. Das beklemmende, beiläufige Sägen macht Laune, torpediert sämtliche Sinne gleichzeitig und findet hörbare Freude an doomig-noisiger Überforderung. Der Sechsminüter „The Fall“ bringt das zähe Auftreten Gravas auf den Punkt, wagt sich noch weiter hinaus, findet aber sogar so etwas wie zarte Melodik am Höhepunkt. Tatsächlich dürfen die Gitarren singen und jubilieren, während die zweite Hälfte sukzessive in sich zusammenfällt.

Einfach mal überfordern und zermürben, das liegt Grava richtig gut. „The Great White Nothing“ ist ein wahres Weltschmerz-Bollwerk geworden, das kompromisslos zerstört, gerade auf emotionaler Ebene. Die schiere Wucht dieser Songs gestaltet sich überwältigend, zieht den letzten Nerv und katapultiert mit einem gepflegten Arschtritt vor die Tür. Die Art und Weise, wie das Trio seinen Sludge-Ansatz kultiviert, seziert, erneut zusammensetzt und schließlich mit dem Vorschlaghammer malträtiert, macht Laune. So schön kann kompromissloser Wahnsinn sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.09.2024
Erhältlich über: Aesthetic Death / Vinyltroll Records

Facebook: www.facebook.com/gravadanois

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Category: Magazin, Reviews

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