The Black Dahlia Murder – Servitude
Das Album nach der Tragödie als Herausforderung zu bezeichnen, grenzt beinahe an Hohn. Der viel zu frühe Tod von Frontmann und Mitgründer Trevor Strnad am 11. Mai 2022 versah die Zukunft von The Black Dahlia Murder mit einem großen Fragezeichen. Letztlich entschied man sich für eine Fortführung der Band, wobei Brian Eschbach als letztes verbliebenes Gründungsmitglied von der Gitarre ans Mikrofon wechselte. Seinen Platz übernahm Ryan Knight, der nach seinem Ausstieg Anfang 2016 zurückkehrt. Und so markiert „Servitude“, das lange Zeit für unmöglich gehaltene zehnte Studioalbum, einen Neustart mit vertrauten Mustern.
Bereits der Vorbote „Aftermath“ verriet laut und deutlich, dass The Black Dahlia Murder rein gar nichts an Intensität und Qualität eingebüßt haben, wenngleich sie nun – natürlich – zwangsläufig etwas anders klingen. Eschbachs Stimme ist stark und wandlungsfähig, der giftige Death Metal mit melodischen Einschüben wird mit wachsender Begeisterung überdreht, begleitet von nahezu konstanter Eskalation. In drei kompakten Minuten nimmt das US-Quintett alles mit. Hingegen drosselt „Mammoth’s Hand“ das Tempo erst einmal ein wenig. Bleierne Schwere und angedeuteter Groove finden zusammen und erschaffen einen massiven Track, der mit jedem Durchlauf wächst.
Überhaupt ist auf dieser Platte alles dabei, was The Black Dahlia Murder im besten Sinne ausmacht. Da wären ruppige, rohe Sprinter wie „Asserting Dominion“, die Melodik auf Raten einfließen lassen und das Geschehen zunehmend entstellen. Beißende Heavyness, mehrere kleine Häutungen und Vollsprints lassen keinen Raum zum Atmen. „Evening Ephemeral“ hangelt sich über ein langes Intro in ein bissiges Hackbrett, das mit wachsender Begeisterung um sich schlägt und das eine oder andere rasiermesserscharfe Solo vom Stapel lässt. Am anderen Ende des Albums ringt „Utopia Black“ um Fassung inmitten des Chaos, geht mit wachsender Begeisterung durch die Decke, packt Groove und Leads am laufenden Band aus, die etwas Eingängigkeit in das brachiale Dickicht bringen.
Die Serie unfassbar großer Alben kann „Servitude“ zwar nicht ganz halten, doch gelingt der erzwungende Wiederaufbau verdammt gut. Eschbach bemüht sich, die Klasse von Strnad zu wahren und zugleich seine eigene Handschrift einzubringen. Ganz können The Black Dahlia Murder (noch) nicht mithalten, das überrascht aber kaum. Dass dabei dennoch eine mehr als exzellente Platte herausgekommen ist, spricht für das Quintett. In etwas über einer halben Stunde setzt es alle Trademarks, begeisternde Gitarrenarbeit, melodische Intensität sowie Gift und Galle in rauen Mengen. Der Mut einer gemeinsamen Zukunft wird belohnt – starkes Vermächtnis für einen der besten Death-Metal-Frontmänner der letzten Jahre und ebenso mächtiger Neustart in einem.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.09.2024
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.tbdmofficial.com
Facebook: www.facebook.com/theblackdahliamurderofficial
Letzte Kommentare