Acid Rooster – Hall Of Mirrors

| 24. Oktober 2024 | 0 Comments
Acid Rooster

(c) Acid Rooster

Der Entstehungsprozess wird bei Acid Rooster zum zusätzlichen Instrument und beeinflusst die musikalische Entwicklung wesentlich. Das Grundgerüst der vier Songs des Nachfolgers von „Flowers & Dead Souls“ wurde bereits im Juli 2022, also vor dessen Release, an zwei Off-Days der ersten UK-Tour der Bandgeschichte erarbeitet. Wie sich das bei den Kraut- und Psychmeistern so gehört, ging man mit einer Mischung an geschriebenen Songs und Improvisationen zu Werk, nahm später in Leipzig Overdbus auf und holte weitere Instrumente hinzu, bevor das Ding im weiteren Engineering-Prozess den Grammy-nominierten Joseph Carra, der unter anderem für King Gizzard & The Lizard Wizard die Soundfäden zieht, komplett begeisterte. „Hall Of Mirrors“ hält diesen Erwartungen stand.

Vier ellenlange Songs suchen abermals nach Antworten, ohne die Fragen zu kennen. Mit knapp sechs Minuten fällt „Automat“ geradezu radiofreundlich aus – und fast mit der Tür ins Haus, denn ohne großes Brimborium geht das Trio in die Vollen, baut den Track sukzessive auf und lässt die mit Hall beladene Gitarre über dem leger marschierenden Rhythmus eskalieren. Danach geht „Chandelier Arp“ vollends aus sich heraus, wird immer länger und komplexer. Maschinelle Kraut-Klänge, pure Loop-Manie und eine unerwartete Wärme machen sich breit, kämpfen jedoch mit quengelnden Störsignalen. Eine gewisse Nervosität lässt sich nicht von der Hand weisen, sei es im funkelnden Mittelteil oder dem pulsierenden Basslauf im Schlussakt.

Nun atmet „Chandelier Of Ignorance“ erst einmal durch und umgarnt seinen fantastischen Titel mit mystischen Klängen, denen eine unheimliche bis unnahbare Aura anhaftet. Was in anderen Händen zur bombastischen Monstrosität angewachsen wäre, marschiert hier geradezu anmutig, grazil und voller Leben. Dass hier insgesamt wenig passiert, das leichte Anschwellen nahezu unbemerkt passiert und sogar einzelne Vocal(-artige) Fetzen verbirgt, passt zum eigenwilligen Auftreten. Fröhlich und lieblich taucht schließlich „When Clouds Part“ auf, ganz dem Titel entsprechend. Ein zartes, beseeltes Lächeln umgarnt das Spiel mit endlosen, behutsam hoffnungsvollen Schleifen.

Tatsächlich erreichen Acid Rooster einmal mehr ungeahnte Sphären, die gefühlt nur sie alleine besiedeln, wo sie sich mit wachsender Begeisterung austoben können. Auch lässt sich wieder nicht mit Sicherheit sagen, was hieran bewusst geschrieben und was eher spontan entstand, wenn Klangwellen den Sand der Zeit umspülen. „Hall Of Mirrors“ ist eine weitere kleine Kraut-Psych-Meisterleistung geworden, forsch bis meditativ, vielschichtig, forschend und doch so klar, so deutlich serviert. Das Trio teilt seine wunderschöne Welt liebend gerne und entführt – natürlich mit guten Kopfhörern ausgestattet – in himmlische, spiegelnde Höhen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.10.2024
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/acidrooster

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES