Allt – From The New World

| 2. Oktober 2024 | 0 Comments
Allt

(c) Aslak Junttu (@grimvisions)

Ihre ersten beiden EPs brachten sie binnen kürzester Zeit als Geheimtipp in Position, nun legen Allt auf Albumlänge nach: Das Quintett aus der schwedischen Kleinstadt Karlskoga, in etwa auf halbem Weg zwischen Stockholm und Oslo gelegen, versteht sich auf einen progressiven Metalcore-Ansatz, der gerne mal in Richtung Djent und Extreme Metal abdriftet, zudem eng mit einer ähnlich intensiven visuellen Komponente verbunden wird. „From The New World“ ringt mit Spannungen und Ängsten und bemüht sich um Selbstfindung.

Nach einem kurzen Intro bringt „Remnant“ den eigenwiligen Ansatz der Schweden auf den Punkt – in etwa so, als würden sich Vildhjarta an ein Metalcore-Album wagen, und das ist nun wirklich nicht die schlechteste Referenz. Alleine die Strophen vereinen gleich mehrere Ideen, verstehen sich auf butterweichen Gesang ebenso wie auf bratende Wucht und greifbare Finsternis, bevor ein gewaltiger Chorus mit Stahlkanten umarmt. Brachialer Druck, verschwitzter Groove und sperrige bis eingängige Cyber-Metal-Einschübe lassen eskalieren. Ähnliches gilt für „The Orphan Breed“, das beherzt zulangt, hinsichtlich Urgewalt sogar noch einen drauflegt und mit Metalcore bestenfalls rudimentär zu tun hat. Der progressive bis experimentell-synthetische Ansatz brennt sich ein.

Eben jenes Spiel mit Genre-Erwartungen, gepaart mit der rasiermesserscharfen Analyse des Selbst inmitten einer unwirtlichen Welt, die stets am Rande des Zusammenbruchs scheint, macht Laune. Wenn beispielsweise in „Cycles“ ein halbwegs eingängiger und doch dissonanter Refrain aus dem Dickicht bricht, den Klargesang nahezu sofort torpediert und danach mit Djent und Prog alles zerlegt, fühlt man sich bestens unterhalten und komplett zermürbt zu gleichen Teilen. Auch „Aquila“ entpuppt sich als Spiel mit den Gezeiten, mit Machtverhältnissen und gerne mal widersprüchlichen Ansätzen, aus denen sich letztlich doch so etwas wie ein Ohrwurm herausschält.

Was Allt hier abziehen, ist kaputt und anstrengend, bricht Grenzen auf, vertont inneres wie äußeres Chaos verdammt gut und brennt sich doch ein. Klar, ‚Metalcore‘ ist mehr ein Behelfsbegriff für das, was die Schweden auf ihrem ersten Album abziehen, trifft fast komplett zu und könnte doch kaum weiter davon entfernt sein. „From The New World“ ist ein progressives, desolates und angriffslustiges Kunstwerk, das mit seinen Visuals sogar noch einen Tacken stärker ausfällt. Gute Nerven sind Pflicht, um die nordischen Grenzgänger verstehen und erfassen zu können. Wie schon auf den bisherigen EPs lohnt es sich auch dieses Mal absolut.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: alltband.com
Facebook: www.facebook.com/alltofficial

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Category: Magazin, Reviews

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