Devin Townsend – PowerNerd

| 23. Oktober 2024 | 0 Comments
Devin Townsend

(c) Tanya Ghosh

08/15? Schnellschuss? Einfach machen und gut? Bei einem chronischen Overthinker wie Devin Townsend gibt es so etwas nicht. Und doch war die Musik für sein nunmehr 22. Studioalbum binnen elf Tagen geschrieben. Die Rückkehr zu konventionelleren Klängen und Strukturen vor zwei Jahren auf „Lightwork“ scheint dem kanadischen Prog-Meister den nötigen Rückenwind gegeben zu haben. Entsprechend sollte „PowerNerd“ eine Spur direkter ausfallen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dass dahinter dennoch der Auftakt zu einer neuen Trilogie steckt, passt irgendwie ins Bild.

Der eröffnende Titeltrack mit einem Gastbeitrag von Jamey Jasta schafft genau das. Aufbrausendes Intro, treibende und doch feinsinnige Strophen, dann brütende Heavyness nebst Ohrwurm-Qualitäten, bevor ein vogelwildes Solo durchs Gebälk bricht – das ist Townsend in Bestform und konzentriert sich tatsächlich auf das Wesentliche. „Gratitude“ zeigt hingegen, dass es nicht nur roh und brachial vor sich geht. In dieser bewegenden Fanfare regieren die ruhigen Töne, werden Schichten gekonnt gestapelt, bevor der packende Refrain Dankbarkeit ausdrückt und den emotionalen Höhepunkt dieses Albums anlanciert.

Ist „Ruby Quaker“ das entsprechende Gegenstück? Townsends Version einer Country-Nummer inklusive Crooner-Gesang lässt die Mundwinkel unweigerlich nach oben zucken und passt prima zum Humor des 52jährigen. „Janisim“ führt aber direkt wieder in geregelte Bahnen, lässt die Muskeln spielen und findet die nahezu perfekte Schnittmenge aus Rock und Metal, die bärbeißige Härte, Sci-Fi-Klangwelten und technischen Anspruch zusammenbringt. In „Falling Apart“ lässt sich der Protagonist hingegen treiben und auf zarten, dennoch bestimmten Prog-Wellen tragen. Wechselnde Stimmungen und ein Hauptteil, der himmlische Sphären ansteuert, schaffen den entsprechenden Gegenpol.

Tatsächlich fällt dieses neue Solowerk vergleichsweise kompakt und unmittelbar aus, zumindest für Townsend’sche Verhältnisse. Ohne die etatmäßige Prog-Weirdness, launige Momente und komplexe, unorthodoxe Kniffe und Wendungen geht es auch auf „PowerNerd“ nicht, und doch gibt sich dieses Album angenehm songdienlich, richtig schön groß und doch zugleich intim. Für Devin Townsend ist es letztlich nur der erste Stopp einer musikalischen Reise, denn die beiden Nachfolger „The Moth“ und „Axolotl“ sollen nicht nur bereits aufgenommen sein, sondern deutlich anders klingen. Darauf darf man sich jetzt schon freuen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.10.2024
Erhältlich über: HevyDevy Records / InsideOutMusic (Sony Music)

Website: hevydevy.com
Facebook: www.facebook.com/dvntownsend

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Category: Magazin, Reviews

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