Lifesick – Loved By None, Hated By All
Je mehr man gibt, desto mehr wird einem genommen. Mit dieser deprimierenden Einsicht begehen Lifesick ihren neuesten Longplayer. Die inzwischen bei Metal Blade gelandeten Dänen schrauben seit Jahren an ihrem beißenden, metallischen und tiefschwarzen Hardcore, der lyrisch den Finger in die offene Wunde legt. Dieses Mal wirkte Haus-und-Hof-Produzent Jacob Bredahl bereits im Proberaum mit und half der Band, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, während das Noise-Kollektiv John Cxnnor im Nachgang düstere Samples lieferte. „Loved By None, Hated By All“ repräsentiert die bis jetzt wohl härtesten und schnellsten Songs der Nordlichter.
„Peace Through Superior Firepower“ fährt beispielsweise mit ausgesuchter Wut aus den Boxen und zerlegt alles. Die depressiven, deprimierenden Lyrics voller Rückschläge, Enttäuschungen und generellem Pessimismus ziehen sich durch die gesamte Platte und passen perfekt zur schieren Wucht dieser 139 Sekunden. Anfängliche Explosion, katastrophales Breakdown, danach Groove in rauen Mengen – es kann manchmal so einfach gehen. Die derbe, ungeschliffene Abrissbirne „Double Cross“ fällt sogar noch kürzer aus. Simon Shoshan kotzt sich konzentriert aus, die drückenden Drums zerlegen alles.
Am anderen Ende des Albums liebt es „Straight Jacket“ lang und komplex, tankt sich durch immer gewaltigere, zähere Schleifen, bevor ein mehrminütiges Outro mit Noise-Kaskaden zerlegt und das dieser Platte innewohnende Scheitern auf den Punkt bringt. Da passt ein Track mit dem Titel „Poems For My Funeral“ natürlich prima dazu, überschlägt sich im Vorbeigehen wiederholt und schleppt sich letztlich zu einem Finale, das „The Mourning March“ etwas später als Ausgangspunkt für eine gefühlte Breakdown-Orgie nimmt. Ein Dampfhammer nach dem nächsten hagelt auf die Seele ein, während die Gitarre um Erlösung bittet.
Tatsächlich gehen Lifesick noch härter und kaputter zu Werk, ganz den widrigen Umständen entsprechend, und lassen trotz stellenweise getragenem Tempo keinen Platz für Verschnaufpausen. Die schiere Intensität dieser 34 Minuten sorgt nahezu ununterbrochen für Ausnahmezustand, treibt den ohnehin abgedrehten Sound der Dänen auf die Spitze und könnte kaum nihilistischer, resignierender ausfallen. „Loved By None, Hated By All“ ist gewiss keine Platte für zwischendurch, sondern verlangt den richtigen Frame of Mind, um damit umgehen zu können. Und der hilft definitiv, denn auch das erste Album für Metal Blade gelingt Lifesick gar ausgezeichnet.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: lifesick.dk
Facebook: www.facebook.com/@lifesick
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