Paganizer – Flesh Requiem
Obwohl er etatmäßig unzählige mehr oder minder heiße Eisen im Feuer hat, ist Paganizer doch so etwas wie die große kreative Liebe von Tausendsassa Rogga Johansson. Seit mehr als 25 Jahren erscheint ruppiger, räudiger Death Metal im Geiste der alten Schule, der sich jedoch im Laufe der Zeit wiederholt häuten durfte und musste. Die einstige rohe Dreckschleuder lebt nunmehr von feinen Nuancen und Details und überrascht mit der einen oder anderen Prise Melodie. Exakt das geschieht auf dem 13. Studioalbum „Flesh Requiem“.
Tatsächlich ist die 13 offenkundig eine Glückszahl für das Quartett aus dem hohen Norden, das sich hier nach allen Regeln der (alten) Kunst austobt. Tracks wie der Titelsong „Flesh Requiem“ machen schnell deutlich, wohin die Reise geht. Selbstverständlich bleibt der Fokus auf alter Wucht und roher Energie, bloß mit einem feinen Asterisk. Infernale Melodien, unheimliche Stimmung und schrubbende Riffs mit bleierner Midtempo-Schwere setzen spannende Duftmarken. Es passiert, rein streng genommen, hier gar nicht einmal so viel, doch kann die Art und Weise, wie Paganizer hier ihre Stimmungsbilder zeichnen, einen Volltreffer nach dem nächsten landen. Beiläufiges Sägen, drückende Melancholie und unheilvolle Atmosphäre – das passt zusammen.
Entsprechend packend gestaltet sich auch der Rest des Albums. Wer die brachialen Schweden hören will, bekommt unter anderem „The Pyroclastic Excursions“ serviert, das mit wachsender Begeisterung nach vorne geht und alles vernichtet. Ähnliches gilt für den Opener „Life Of Decay“, dessen kathartisch-fatalistische Explosivität direkt unter die Haut geht und es sich dort erst einmal gemütlich macht. Ein melodisches Irrlicht mittendrin macht aber Laune. „World Scythe“ nimmt hingegen über weite Strecken das Tempo heraus, schielt sogar kurz in Richtung Death-Doom und serviert schließlich exakt die zerstörerische, zermübende Art Death Metal mit melodischen Untertönen, die man sich von Paganizer erhofft und erwartet.
Die Evolution auf Raten von Paganizer setzt sich fort und gelingt einmal mehr. Reine Old-School-Urgewalt gibt es schon lange nicht mehr, wird auch nicht gebraucht, doch ist auch diese Platte weiterhin vom Esprit der Death-Metal-Wurzeln hörbar beeinflusst. „Flesh Requiem“ langt nicht einfach nur beherzt zu, sondern findet Nuancen inmitten der Urgewalt, die aufhorchen lassen. Drückender Groove, Doom-Einschübe, finstere Atmosphäre und ordentlich Melodie unterstreichen das Ausnahmelevel dieser Band. Johansson und Konsorten liefern ein weiteres Mal auf den Punkt ab und machen es sich wieder auf dem Thron gemütlich.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Transcending Obscurity Records
Facebook: www.facebook.com/paganizersweden
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