Dying Hydra – Strange And Beautiful Things
Auf die Einwohnerzahl gerechnet, zählt Dänemark ohne Frage zu den produktivsten Musikländern der Welt. Gerade die Metalszene ist reich an großartigen Innovatoren und ordentlicher Breite. In diese Riege wollen auch Dying Hydra vordringen. Das Trio spielte zuvor bereits gemeinsam in einer anderen Band, orientierte sich dann neu und legt nun das zweite Album vor. Auf „Strange And Beautiful Things“ setzt es zermürbenden Sludge, von post-metallischer Intensität und Atmosphäre durchzogen. Dieses kühne Konzept geht auf ganzer Linie auf.
Gerade einmal sechs – weitestgehend überlange – Tracks haben es auf diesen Zweitling geschafft, doch vermögen sie durch die Bank zu glänzen. Da wäre beispielsweise „Lithification“, der mit mystischen Tönen flirtende Opener, der sich bewusst zäh und langsam aus den Startlöchern schält. Schnell ist die nötige Spannung aufgebaut, bevor Dying Hydra kaum merklich einen imaginären Schalter umlegen und eine wahre Wand aufziehen. Wütende Vocals fahren durch Mark und Bein, während zuvor Abstraktes nach und nach Konkretisierung erfährt. Eine manische Gitarre brandet immer wieder kurz auf und komplettiert den Wahnsinn mit wachsender Begeisterung.
Dass Dying Hydra diese Klasse halten können, spricht absolut für sie. Ihre Krönung erfahren sie in Form von „In Existence“, ein monumentaler Zehnminüter, der gefühlt immer besser und größer wird. Vom erschütternden Auftakt über die schier endlosen Schleifen mittendrin bis hin zu den infernalen Zäsuren mit anschließendem Entsteigen aus der zaudernden Spannung entsteht pure Magie. Selbst kurze, knackige Episoden wie „Grasping Stone“ verfehlen ihr Ziel nicht. Die Dänen langen einfach beherzt zu, immer und immer wieder, kotzen sich mit wachsender Begeisterung aus und lösen zum Ende hin mit ominösem Gesang beklemmend auf.
40 Minuten Sludge und Post Metal auf allerhöchstem Niveau ohne auch nur ein Gramm Fett zu viel, dieses (viel zu) seltene Kunststück gelingt Dying Hydra auf ihrem zweiten Album. Ihr Auftakt mag bereits solide gewesen sein, doch der Leistungssprung auf „Strange And Beautiful Things“ kann dennoch von der ersten bis zur letzten Sekunde komplett und vollends beeindrucken. Das Spiel mit Atmosphäre, mit dem steten Auf und Ab widersprüchlicher Emotionen, mit beißender Härte und beklemmenden Zäsuren gelingt den Dänen unheimlich gut. Ihre bleierne Schwere zeugt von erstaunlicher Leichtigkeit und dringt verdient in höchste Sphären vor. Dying Hydra liefern eine der besten Genre-Platten des Jahres ab und verdienen sich maximale Aufmerksamkeit.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Black Grain Records
Website: www.dyinghydra.dk
Facebook: www.facebook.com/dyinghydra
Slider-Pic (c) Dying Hydra
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