Klone – The Unseen
Wenn Klone auftauchen, wird es spektakulär. Seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert stehen die Franzosen für komplexe und zugleich wunderschöne Musik zwischen Rock und Metal, Art und Prog, stets auf der Suche nach einzigartigen Klangwelten. Exakt das gibt es auch auf dem mittlerweile zehnten Studioalbum zu hören. Hinter „The Unseen“ steckt eine einheitliche Vision und jene Art von Tiefgang, die man von Klone inzwischen kennt – und das nicht einmal zwei Jahre nach dem bereits imposanten „Meanwhile“.
Selbstverständlich ist diese neue Platte kein Schnellschuss geworden, sondern beeindruckt stattdessen mit noch dichter geflochtenen Arrangements und Texturen. Der packende Titelsong „The Unseen“ illustriert beispielsweise perfekt, dass der konstante musikalische Fluss eine der großen Stärken dieser Band ist. Ein ellenlanges Intro führt in verspielte und doch offen gehaltene Strophen. Yann Ligner singt so kraftvoll und ausdrucksstark wie eh und je, während Tempo und Intensität langsam, aber sicher zunehmen. Es ist nur ein kurzes Anschwellen, dann Innehalten, bevor zum großen, herrlich wuchtigen Finale abgehoben wird. Am Siedepunkt sackt plötzlich alles zusammen.
Dieses Wechselbad der Gefühle beherrschen die Franzosen wie nur wenig andere, siehe und höre das zunächst schleppende „Desire Line“. Ernüchternde, zermürbende Fragilität schält sich erst einmal mühevoll aus den Boxen, bevor kurz und doch beherzt zugelangt wird. Hier fällt vor allem die Lead-Gitarre mit ihren virtuosen Einschüben zwischen den kleinen Höhepunkten auf. „Spring“ nimmt abschließend zwölf Minuten in Anspruch, wobei die zweite Hälfte eine Art instrumentale Coda geworden ist, die das Album abrundet. Davor klingen Klone wie semi-akustische Tool, bevor das Ding durch die Decke geht. Doch auch ein vergleichsweise kompakter, direkter Song wie „Magnetic“ hat seinen melodischen Reiz.
Souverän, unaufgeregt und doch so intensiv reiht sich der neueste Klone-Streich in die bisherige Diskographie ein. Einmal mehr räumen die Franzosen ihrer Musik alle Zeit der Welt ein. Sie darf sich frei entfalten, wiederholt zart aufbranden und im richtigen Moment zulangen. Selbstverständlich lebt auch „The Unseen“ von jener einzigartigen Atmosphäre, die nur Klone beherrschen. Kunstvoller, anspruchsvoller und doch nie übermäßig stilisierter Rock mit metallischen Kanten spielt die volle Erfahrung aus und nutzt sich auch nach über 25 Jahren nicht ab. Einmal mehr untermauert das Sextett seine Sonderklasse.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/kloneband
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