neànder – III

| 5. November 2024 | 0 Comments
neànder

(c) Christoph Voy

Seit „eremit“ mögen zwar nur vier Jahre vergangen sein, doch fühlt sich dieser Zeitraum wie eine halbe Ewigkeit an – auch für die Musiker hinter neànder. Private Veränderungen, Todesfälle im Umfeld und allerlei andere Faktoren wirkten sich auf die kreative Reise aus, zudem ist mit Flo Häuser ein neuer Drummer an Bord. Die Berliner bleiben instrumental, verfeinern ihren düster-doomigen Post Metal jedoch deutlich. Prog, Rock, Gaze, Grunge und sogar ein feiner Hauch Pop lassen „III“ in gefühlt alle Himmelsrichtungen gleichzeitig sprießen.

Die Art und Weise, wie beispielsweise „Krater“ wächst und gedeiht, mit einer Fülle an Details arbeitet und drückende Intensität erstaunlich clean erklingen lässt, ringt Respekt ab. Majestätische Fanfaren und pointierte Melancholie finden zusammen, während die Rhythmusabteilung mit federnder Schwere – der nächste gekonnte Widerspruch – einen massiven Track unterstützt, der post-metallische Grenzen sprengt. „Schwarzer Sand“, eine kurze, eingeschobene Episode, vollendet diesen Ansatz mit Slides, mit Grunge-Untertönen und sogar einem Hauch Americana. Der seltsame und doch so zwingende Bounce fasziniert.

Nicht alle Tracks fallen derart aus dem Rahmen. „Ultra“ knüpft beispielsweise locker an das bisherige Schaffen an und bereitet zugleich die konsequente musikalische Erweiterung des eigenen Horizonts vor, wenn Doom und Blackgaze von zarten helleren Tönen torpediert werden. Der Nebel lichtet sich nur langsam, doch darf die Sonne ab und an durchblitzen. Die epische, wütende bis zerstörerische Formvollendung von „Meteor 7“ bringt das mit seiner nahezu singenden Lead-Gitarre auf den Punkt. In bester Post-Rock-Manier spielen sich neànder frei, ohne die ruppige Härte vergangener Releases komplett zu ignorieren. Die kommt übrigens im zermürbenden Hidden Track richtig gut durch.

Für die vermeintlich omnipräsente Zerstörungswut im endlosen Abgrund des Seins herrscht erst einmal Pause. Nein, neànder sind keinesfalls plötzlich zu Frohnaturen geworden, stellen sich aber deutlich differenzierter auf. Auf „III“ versuchen sie im besten Sinne mehr, gerade im ruhigeren, epischen bis proggigen Milieu, und passen das gekonnt dem vertrauten instrumentalen Sound der bisherigen Releases an. Ja, das klingt natürlich über weite Strecken ziemlich anders, jedoch überaus stimmig. neànder betreten erfolgreich Neuland, trauen sich etwas und überzeugen mit geschickt umgelagerten narrativen Qualitäten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Through Love Records (Indigo)

Facebook: www.facebook.com/neanderhorde

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Category: Magazin, Reviews

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