Septaria – Astar
Modern, komplex und immersiv – drei Schlagworte, die den Sound von Septaria einigermaßen umreißen. Das Quartett aus dem Süden Frankreichs versteht sich auf einen Mix verschiedener Post- und Prog-Subkategorien, die drückende Wucht geschickt mit epischen, anspruchsvollen Klangsphären verbinden. Als Referenzen werden Größen wie Gojira und Slowdive genannt, was freilich Interesse weckt, zugleich die Messlatte in höchste Höhen legt. Tatsächlich kann „Astar“, eine Abhandlung über das sehr wechselhafte Menschsein mit allen (emotionalen) Höhen und Tiefen, mit besagten Größen mithalten.
Ein Epos zum Auftakt trennt die Spreu vom Weizen: „Moment présent“ kann so ziemlich alle Qualitäten des Quartetts in gut sieben Minuten packen. Der gerne mal unbequeme, rohe, ja sogar leicht quengelige Sound kommt gut, stiftet Unwohlsein und wird von fiesen, giftigen Growls unterbrochen. Mehrere plötzliche Wendungen, von balladeskem Prog Rock über Gaze-Ausritte bis hin zu brachialer Post-Romantik, ziehen direkt in den nicht näher benannten Bann. „Nocturne“ bietet quasi die verkürzte Antwort, widmet sich etwas über drei Minuten lang Gummitwist zwischen kauziger Hymne und gefühlt ununterbrochenen Stimmungswechseln.
Direkt davor bäumt sich „Being“ auf, ein Zehnminüter und tatsächlich der längste Track des Albums. Hier toben sich vor allem die meditierenden Septaria aus, die Spannung schüren und sich mit wachsender Begeisterung in schwer greifbaren Zwischenbereichen platzieren. Immer wieder schlägt das Arrangement aus und bewahrt sich dennoch eine gewisse Erhabenheit, hält den Kopf betont hoch und überrascht mit einem futuristischen Mittelteil. In den Untiefen der „Psyché“ gehen Septaria vergleichsweise geradlinig nach vorne, monumental und intensiv, aber auch dezent harmoniebedürftig. Die an Meshuggah erinnernde Wut von „Sky’s Words“, die mit Retro-Elektronik und weichem Klargesang kollidiert, ist mindestens so unterhaltsam.
Letztlich zählt das zu den Spezialitäten eines von der ersten bis zur letzten Minute unberechenbaren Albums. In über einer Stunde häuten sich Septaria laufend, immer und immer wieder. Da braucht es schon den einen oder anderen Anlauf, um zumindest halbwegs den Überblick zu bewahren. Wenig überraschend lohnt sich das, denn der wechselhafte Sound und die komplexen, erst abstoßenden, dann vollends für sich einnehmenden Arrangements lassen nicht so schnell los. Von den großen Vorbildern ist „Astar“ noch ein klein wenig entfernt, dennoch stimmt hier bereits jetzt unfassbar viel. Septaria liefern einen bärenstarken Einstand mit minimalen Schönheitsfehlern und massig großartiger, geradezu magischer Musik.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: Klonosphere / Season of Mist
Facebook: www.facebook.com/septaria.band
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