Codespeaker – Scavenger
Ein Album wie ein Donnerhall landete im Oktober 2022: Codespeaker aus Schottland gelang ein kleiner Post-Metal-Paukenschlag, derb, komplex und modern zugleich ausgelegt. Tatsächlich hatte man fünf Jahre an diesem Einstand gearbeitet, seit dem Release kamen drei neue Musiker an Bord. Mit ihnen: neue Ideen und Einflüsse. Wenig überraschend klingt „Scavenger“ nun anders, streicht die angedeutete zwischenmenschliche Wärme des Vorgängers und geht wesentlich härter, kompromissloser zu Werk.
Die klaustrophobe Wand, die der Opener „Usud“ von der ersten Sekunde an hochzieht, torpediert sämtliche Sinne gleichzeitig. Ein ominöses, unverbindliches Intro verwandelt sich schnell in pures, ungefiltertes Chaos, frontal und unfassbar laut reingrätschend. Sludge- und Doom-Elemente treten nun deutlich prominenter auf, was dem Sound des Quintetts gut bekommt. Kleinere Zäsuren und manische Frontalattacken geben sich die Klinke in die Hand. Ähnlich geht es in „Verte“ am anderen Ende dieses Albums zu – zäh und aggressiv, fast schon schwarzmetallisch im kompromisslosen Ausreizen seiner Extreme, zugleich von kleinen Feinheiten durchzogen. Und doch erlischt der letzte Hoffnungsschimmer schnell.
Besagtes schimmerndes Licht bleibt auch in weiterer Folge maximal auf Sparflamme, siehe und höre das aufwühlende Dickicht von „Samsa“, das sich mit wachsender Begeisterung auskotzt, immer wieder aufs Neue beherzt zulangt und in seinen kapitalen, kolossalen Dissonanzen gleich mehrere wütende Fanfaren loslässt. Und das in unter vier Minuten, ein absolutes Kunststück. Künstlerisch wertvoll gibt sich ebenso „Recission“. Das Tempo wird über weite Strecken gedrosselt und macht Platz für die monolithische Dimensionen des schottischen Post-Metal-Ansatzes – doomig, schleppend, voller Gift und Galle.
Diese kleine Wundertüte der Wut hält Erstaunliches und Aufregendes bereit, häutet sich wiederholt und ist in seiner Gesamtheit letztlich doch ein wütender, sämtliche Sinne raubender Bastard, an dem es wenig zu rütteln gibt. „Scavenger“ macht seinem Namen alle Ehre und arbeitet sich mit wachsender Begeisterung durch eine Kakophonie niedrigster Instinkte, die mit emotionalen Widersprüchen und existenziellen Ängsten kollidieren. Codespeaker gestalten ihren Sound ranzig und durchdringend, erschlagen förmlich und finden daran erstaunliche Freude – ein kleiner Leckerbissen der musikgewordenen Frontalattacke.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Ripcord Records
Facebook: www.facebook.com/codespeakertheband
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