Mondaze – Linger

| 27. Dezember 2024 | 0 Comments
Mondaze

(c) Andrea Fiumana

Vom beherzten Aha-Moment zum cleveren Nachschlag: Vor drei Jahren gelang Mondaze mit „Late Bloom“ eine Punktlandung, die Shoegaze mit härteren und zugleich episch angehauchten Spielarten, mit Post Rock, Alternative und sogar etwas Doom verband. Seither finden sich die Italiener in einer Welt, die so etwas wie ruhige Momente des Innehaltens nicht kennt, gar nicht erst zulassen will. Mit „Linger“ will das Quartett Bewusstsein für seine Umgebung schaffen, nicht mehr bloß stumm zusehen, sondern aktiv mitwirken und etwas bewegen. Auch wenn das nicht immer einfach sein mag.

Rein musikalisch bewegt man sich allerdings weiterhin auf bestechendem Niveau. Das illustriert beispielsweise der Opener „Lines Of You“, der einerseits die feinfühligen, verwaschenen Shoegaze-Anteile weiter hochschraubt, andererseits rundherum beherzt zulangt. Nichts hieran ist einfach, geschweige denn freundlich – eine drückende Rhythmusabteilung und Gitarren, die unterhalb himmlischer Melodiebögen bedrohlich sägen, sind ein Muss. Mehr davon gibt es im entschleunigten „Dilute The Pain“, das mal eben das Tempo nahezu komplett herausnimmt und mit einem förmlich doomigen Ansatz packende 90s-Alternative-Ansätze mit unausweichlichem Schmerz verbindet. Speziell die bewusste Ausdehnung des Arrangements kommt gut.

Ein zweiter Gigant, „Driving Out The Weeds“, zieht massive Wände hoch und stellt diesen ruhige, unheimliche Momente entgegen. Im steten Wechselspiel von Laut-Leise-Dynamik, flauschiger Oberfläche und angegrauten Graustufen-Gitarren darunter kommt man nie zur Ruhe. Hier wird es konstant unbequem, angedeuteter Sprint inklusive. Wer Mondaze tatsächlich flotter hören möchte, zieht sich den Titelsong „Linger“ rein. Immer wieder schnellt das Tempo kurz in die Höhe, nur um ebenso plötzlich wieder abzuebben. Solche Irrlichter kennt auch „Dust Eyes“, dessen majestätische, wuchtige Präsentation alle Sinne gleichzeitig attackiert und mittendrunter pures Harmoniebedürfnis ausspielt.

Wer den Einstand mochte, wird „Linger“ lieben – es ist tatsächlich so einfach. Das liegt aber unter anderem an der hohen musikalischen Qualität, die sich keineswegs vor Weiterentwicklung verschließt, jegliche Evolution jedoch natürlich, harmoniebedürftig, geradezu clever angeht. Bedächtige Schritte nach vorne passen zur Shoegaze-Interpretation von Mondaze, die weiterhin heavy bleiben, mit ihrem Pop-Appeal offene Türen einrennen und die Zwischentöne weiter ausloten. Das Ergebnis ist in jeglicher Hinsicht groß, mächtig, fast schon monumental. Mit ihrem zweiten Album sollten sich die Italiener endgültig etablieren.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.11.2024
Erhältlich über: Bronson Recordings

Facebook: www.facebook.com/bandmondaze

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Category: Magazin, Reviews

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