No Cure – I Hope I Die Here
Der US-amerikanische Südosten ist komplett durchgeknallt? No Cure wollen davon nichts wissen und lieber das Image ihres Heim-Bundesstaats Alabama aufpolieren. Mit einer betont wüsten, packenden Mischung aus Hardcore und Death Metal geht das Quintett bereits seine vierte EP an, die sich einem Konzept unterwirft, die musikalisch deutlich breiter aufgestellt ist und zudem pro Song mindestens einen Gast begrüßt. „I Hope I Die Here“ ist ein Love Lettter an die Heimat, setzt sich offensiv mit den Schattenseiten auseinander und arbeitet auf eine bessere Zukunft hin.
Zu den wichtigsten Songs zählt „Don’t Need Your Help“, für das gleich zwei enge Freunde eingeladen wurden – Jesse Clark von Wielded Steel und Nick Chance von Beautiful Child Of God. Gemeinsam befasst man sich mit dem stark verzerrten Blick auf den amerikanischen Südosten, der einerseits das schmerzvolle Erbe der Region anerkennt, sich zugleich aber dagegen verwehrt, pauschal alle Bewohner und somit zugleich jene abzukanzeln, die sich für positive Veränderungen einsetzen. Der derbe Wellenbrecher mit rabiaten Breakdowns, furiosem Death-Metal-Riffing und rohem Metalcore der alten Schule häutet sich immer wieder, fährt durch Mark und Bein.
Die Universalität von „The Problem Is You (Same Old Shit)“ ist beklemmend, zumal diese knappe Minute bewusst keine Fragen beantwortet. Stakkato-Attacken, ein Mini-Sprint und ein Hauch von Groove – was für ein Hackbrett. Im Vergleich dazu wirkt „Your Children Will Drown In A Burning River“ fast schon geradlinig. Matthew Hasting von MyChildrenMyBride wirft sich ins Getümmel und zerlegt den Breakdown. Ein weiterer Leckerbissen ist der Opener „Hang Me From The Bible Belt“ mit Daniel McWorther von den famosen Gideon. Wie sich das Hardcore-lastige Bollwerk aus einem beklemmenden Intro schält, meterdicke Wände aufzieht und sogar noch ein falsches Ende ausspuckt, macht Laune.
Es braucht keine 20 Minuten, um für Furore zu sorgen, das unterstreichen No Cure einmal mehr eindrucksvoll. Tatsächlich stellen sie sich auf ihrer neuesten EP deutlich breiter auf, und das liegt nicht einmal (nur) an der Armada an Gästen. Viel mehr versteht man es aktuell besser denn je, die rasende Wut zu kanalisieren und in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken, während lyrisch mehr Präzision und Klasse regieren. „I Hope I Die Here“ spart nicht mit Kritik, nährt zugleich die Hoffnung auf bessere Tage und kleidet diesen Mix in komplexe Nackenbrecher, unvorhersehbar und doch so mitreißend und für sich einnehmend. No Cure unterstreichen ihr Können ein weiteres Mal und entwickeln sich mehr und mehr zur echten Referenzgröße.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.12.2024
Erhältlich über: SharpTone Records
Facebook: www.facebook.com/nocurestraightedge
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