À Terre – Embrasser La Nuit

| 23. Januar 2025 | 0 Comments
À Terre

(c) À Terre

Wer Cult Of Luna und Converge, zwei unterschiedliche und zugleich doch so artverwandte Bands, als zentrale Referenzen nennt, von dem darf man sich wohl Großes erwarten. Das französische Quintett À Terre besteht erst seit 2020, bringt es jedoch bereits auf zwei EPs und ein Mixtape. Ihr Sound bewegt sich irgendwo zwischen Post Metal und Post-Hardcore, kaputt, episch und drastisch zu gleichen Teilen, mitten im permanenten Widerspruch des Seins. Mit dem in Eigenregie erscheinenden ersten Album „Embrasser La Nuit“ steht nun Frontmann Grégoire Caussèques spannende Auseinandersetzung mit der Nacht und ihrer Unvorhersehbarkeit in den Startlöchern.

Die Dampfhammer und die Monolithen stehen sich gegenüber, verschmelzen gerne ineinander und suchen dennoch getrennte Wege zum gleichen Ziel. „Nous Sommes La Nuit“, wo Seb von Seven Hate mitbrüllt, vermeidet hohes Tempo, geht aber zusehend aus sich heraus. Das Post-Hardcore-Spannungsfeld zerreißt die Luft förmlich, ringsum gesellen sich Schmerz und der Mut einer nicht näher benannten Verzweiflung. In „Paris Sous Les Tombes“ geht das Quintett hingegen immer wieder aus sich hinaus. Verzweifelte Shouts machen die monatelang anhaltenden Panikzusätzende Caussèques deutlich, durch elegische Zäsuren unterbrochen – ein stetes, unberechenbares Auf und Ab.

Dazwischen lauert „Prophétie“, einer von zwei mächtigen Giganten, die mit jedem Durchlauf, jeder Schleife etwas größer werden. Post-metallische, nahezu doomige Anwandlungen ringen mit klaustrophoben Melodie-Ansätzen um eine flüchtige Vormachtstellung, während die Wände immer näher rücken, der Himmel sich verfinstert, bevor plötzlich alle Sinne erlahmen. Die Art und Weise, wie sich „L’Appel De La Nuit“ aufbäumt, hat hingegen weitestgehend Post-Rock-Charakter, wenngleich um Welten ruppiger und drastischer instrumentiert. Zwar kommt der erste Husarenritt früh, doch wissen À Terre durch den minutenlangen Wideraufbau zu glänzen. Und dann dominiert ohrenbetäubende Verzweiflung.

Wie hier nahezu beiläufig und doch so forsch sämtliche Sinnesreize gleichzeitig ausgelöst werden, nun, das geht schon gewaltig an die Substanz. „Embrasser La Nuit“ liebt den klaren Mut zur Hässlichkeit, hinter dem nackte Emotionen stecken, Schmerz, Verzweiflung und Angstzustände. Und zarte Hoffnung auf einen besseren Morgen, die zwar ordentlich zu kämpfen hat, jedoch nie aufgibt. À Terre reißen mit ihrem ersten kompletten Album von einem Extrem ins nächste und müssen sich vor den großen Vorbildern keinesfalls verstecken. Das klaustrophobe, kämpferische Full-Length-Debüt überfordert und geht nicht mehr aus dem Kopf – eine hochkarätige Angelegenheit, die sich jedwede Geduld verdient.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.01.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/aterreofficiel

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Category: Magazin, Reviews

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