Grey Skies Ahead – Endling

| 6. Januar 2025 | 0 Comments
Grey Skies Ahead

(c) Grey Skies Ahead

Feinsinniger, instrumentaler Post Rock aus Graz machte im Frühjahr 2019 die Runde. Grey Skies Ahead aus der Steiermark gelang mit „Panacea“ ein kleiner Leckerbissen, der durch narrative Brillanz, hohe Spannung sowie den einen oder anderen metallischen Ausritt glänzte. Seit Anfang 2021 ist man zu fünft unterwegs, nun sogar mit einem Sänger, und zeigt sich zugleich musikalisch von einer neuen, härteren und zugleich melodischeren Seite. „Endling“ ist das Werk einer Band, die das sprichwörtliche Schema F hinter sich ließ und mit respektablem Mut zur internationalen Spitzenklasse aufschloss.

Von mehreren instrumentalen Zwischenspielen gekonnt zusammengehalten, blühen diese gut 52 Minuten sofort auf und orientieren sich an höchsten Höhen. Das zeigt sich bereits in „Midas“, dem ersten regulären Song, dessen siebeneinhalb Minuten doch eine spürbare Abkehr von der letzten Platte markieren. Mehr Heavyness, proggige Nervosität im Unterbau, aber auch feinsinnige Melodik am Scheideweg zu Hardcore harmonieren prima mit den fantastischen Vocals. In den Screams mit voller Vehemenz durch Mark und Bein fahrend, legt sich der Klargesang wie Balsam auf die Seele. Besagtes Wechselspiel kennzeichnet auch diesen Song, wie auch weite Teile des Albums. Ein nahezu durchgehendes Spiel mit Ebbe und Flut experimentiert mit dem Spannungsaufbau so unterschiedlicher Acts wie Architects und Russian Circles.

Am anderen Ende des Albums wächst ein Zweiteiler über sich hinaus. Im ersten Abschnitt tastet sich „Recollections“ vergleichsweise vorsichtig, schließlich entschieden und mit dem Mute nicht näher benannter Verzweiflung voran, wiederholt von brachialen Druckwellen erschüttert. Auch der zweite Abschnitt spielt mit sprunghaft wechselnden Stimmungen, denen jedoch stets ein zarter Funke Hoffnung innewohnt. Ein weiteres Highlight ist „Solitude“ mit seinem butterweichen Feinsinn im Aufgalopp, der mehr und mehr Wut und Frustration weichen muss. Was hier gesanglich im Mittelteil geschieht, mit fließenden Übergängen, durch maximalen technischen Anspruch unterstützt, ringt massig Respekt ab.

Einfach nur zu sagen, bei Grey Skies Ahead habe sich einiges getan, würde diesem Unterfangen nicht annähernd gerecht werden. Die Grazer stellen sich im besten, im stärksten Sinne neu auf und zeigen sich selbst in diesem frischen Umfeld hervorragend eingespielt. Der musikalische Wandel, die vielschichten Vocals und der nicht von der Hand zu weisende Anspruch dieser Platte lässt erst einmal staunend zurück. Ja, das ist tatsächlich dieselbe Band. Ja, die sind immer noch verdammt gut – nein, sogar noch besser. Der melodische, epische und zugleich hochmoderne Post-Metal-Ansatz bekommt dem Grazer Quintett bestens und zählt ohne Frage (nicht nur) zu den heimischen Highlight des Musikjahres.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 31.10.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: www.greyskiesahead.com
Facebook: www.facebook.com/greyskiesahead

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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