Lord Sin – Confessions

| 1. Januar 2025 | 0 Comments
Lord Sin

(c) Pedro Almeida

Zwei Musiker aus Portugal – damit wären sämtliche Informationen rund um das Duo Lord Sin auch schon auf den sprichwörtlichen Punkt gebracht. Wer genau unter den Roben steckt, ist unbekannt. Der angenehm schräge, eigentümliche Sound – eine Mischung aus Doom, Post Metal und Psychedelic – brennt sich dennoch ein. Bereits 2020, im Jahr ihrer Gründung, erschien ein erstes Album, nun folgt mit „Confessions“ der Nachfolger, der ebenso für Fragezeichen am laufenden Band sorgt.

Mit einem ebenso eigenwilligen Impro-Konzept – erst wurden Gitarren und Drums in einem Take aufgenommen, bevor die weiteren Instrumente sowie die knorrigen Vocals hinzukamen – wollen Lord Sin die Urgewalt der Musik für sich sprechen lassen. Tatsächlich gelingt das bestens, bereits im eröffnenden „Spectres“. Alleine schon das heisere Knurren fasziniert, doch zieht die nur auf den ersten Blick statische Präsentation ähnlich schnell in ihren Bann. Wie sich – nahezu beiläufig – feinste Doom-Melodien aus dem reduzierten Dickicht schälen, macht unheimlich viel Laune. Die Portugiesen sorgen für betonte Faszination mit bewusst limitierten Mitteln und brennen sich damit im Kleinhirn ein.

Fast möchte man von einer Verweigerungshaltung sprechen, wenn die Unbekannten ellenlange Tracks wie „Negligent“ anstimmen. Es sind rohe Arrangements, fast schon unterproduziert, ohne dass dabei etwas unter den Tisch fällt. Die Präsentation fällt, gerade in Verbindung mit den Vocals, angenehm abweisend aus, doch auch hier schält sich am Höhepunkt eine gespenstische Hook aus dem Song und erfährt in der zweiten Hälfte synthetisch befeuerte, nahezu verstörende Variationen, die das epische „Regret“ tatsächlich noch einmal intensiviert und zugleich in kaputten Psych-Untiefen versinkt – mit betontem Gusto.

Alles andere als angenehm, so gestaltet sich diese anderweltliche Hörerfahrung, die wiederholt durch Mark und Bein fährt. So bizarr hört man Doom Metal nur selten, was aber auch vollkommen in Ordnung geht. Wenn dann Lord Sin mit einem derartig kaputten Machwerk ums Eck biegen, ist letztlich alles eitel. Weil die Präsentation so speziell, so faszinierend, so einnehmend ausfällt, dass man sich dieser weder entziehen kann noch viel. Abstoßend, betont hässlich und minimalistisch, nur um aus dem Nichts mit betörenden, süßlichen Melodien aufzutrumpfen – „Confessions“ ist eine wilde, durchtriebene, abgefuckte Platte, die aus dem Tiefen des Seins Galle hervorbringt und mit Honig vermischt. Was für ein Trip.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.12.2024
Erhältlich über: Larvae Records

Bandcamp: lordsinofficial.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/lordsinofficial

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES