Cross Bringer – Healismus Aeternus

(c) Consouling Sounds
Geographische Distanz ist für Cross Bringer zwar eine Herausforderung, letztlich aber kein Hinderungsgrund. Die 2019 gegründete Band um Musiker*innen von Predatory Void, Hoari und Reka, ansässig in Belgien, Russland, Zypern und den USA, kämpft mit Reiseeinschränkungen und kann nicht live spielen. Für ihr neues Album wurden sämtliche Parts in verschiedenen Studios zuhause eingespielt, an den Drums wirkt inzwischen Michael Kadnar (Downfall Of Gaia) mit. Dem Zweitling „Healismus Aeternus“ hört man den erzwungenen Abstand zu keiner Zeit an.
Wie schon beim Vorgänger klingt hier alles wie aus einem Guss. Das zeigt bereits der atmosphärische Opener „Desolation Hypnosis“. Selbstverständlich täuscht die meditative Grundstimmung: Nach etwas über einer Minute wird ein imaginärer Schalter umgelegt und macht Platz für Stakkato-Attacken. Blackened Hardcore, Post Metal und weitere extreme Ansätze finden zusammen. Angesichts des hohen Tempos sind wiederholte Zusammenstöße unvermeidlich, wenngleich die Auflösung im Abgang zarte Hoffnung weckt. Allerdings ist diese – zunächst – unberechtigt, denn „Metamorphosis“ geht direkt in media res und haut mit wachsender Begeisterung zu. Die zunehmende Entschleunigung in der zweiten Hälfte macht mehr und mehr Platz für atmosphärische Klangwelten.
Davon will „Structural Imbalance“ zumindest anfangs nichts wissen und haut einfach mal drauf, immer wieder und wieder und wieder. Der ungeschliffene Sprint aus dem Stand wird von kurzen, prägnanten Pausen und Spoken-Word-Einschüben unterbrochen. Abermals folgt eine Verwandlung im zweiten Abschnitt, dieses Mal durch überraschenden, beklemmenden Klargesang eingeläutet. Inmitten aller Gänsehaut versandet der Track und kramt das vergleichsweise kurze, intensive „The Vessel“ hervor. Fast ohne Unterlass rattert der ruppige Hardcore-Nackenbrecher durch post-metallische Welten, bevor „Perpetual Serventship“ das Album beendet. Die Formel des fortlaufenden Spannungsaufbaus nach hektischem Beginn kennt man inzwischen, und doch kann der meditative Schlussakt ebenso mitreißen.
Zwar trüben diese bewussten Wiederholungen im Aufbau, begleitet von der recht kurzen Spielzeit von gerade einmal 28 Minuten, den Gesamteindruck ein wenig, doch kann „Healismus Aeternus“ trotzdem auf ganzer Linie überzeugen. Das spricht für die musikalische Intensität, die in diesem knapp bemessenen Zweitling steckt, der mit aller Urgewalt und ohne irdische Fesseln einfach mal alles dem Erdboden gleichmacht und zugleich von unfassbarer Emotionalität geprägt scheint. Cross Bringer säen Sturm und ernten Katharsis, treiben Post Metal und Blackened Hardcore bis an die Grenzen und finden dort erstaunliche, begeisternde Formvollendung.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: Consouling Sounds
Facebook: www.facebook.com/crossbringermusic
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