Wren – Black Rain Falls

(c) Wren
Die sprichwörtlichen Mühlen mahlen bei Wren etatmäßig langsam. Ihr zweites Album war im Sommer 2020 erschienen, ein halbes Jahr später wurde eine Art Schwester-EP nachgelegt. Danach hörte man von den vier Londonern erst einmal relativ wenig. Die letzten Jahre waren von Trauer geprägt; Trauer um einen sehr guten Freund, der sich während der Pandemie das Leben nahm. Entsprechend ist die neue Platte „Black Rain Falls“ zu weiten Teilen als Trauerarbeit zu verstehen, begleitet von universellen Wren-Themen, wie dem Zusammenbruch der Gesellschaft und der Umwelt.
„Flowers Of Earth“ bringt in knapp acht Minuten die beklemmende, zermürbende Einzigartigkeit des britischen Quartetts auf den Punkt. Bleierne Schwere, massive Wände und schmerzerfüllte Vocals treffen in einer Art Post-Doom-Mikrokosmos zusammen, bewegen sich nur schleppend voran und erzeugen mit limitierten Mitteln maximale Wirkung. Fast glaubt man, hier ein Metal-Orchester spielen zu hören, gelingt es Wren doch gar famos, mit spärlichem Kargland voluminös zu klingen. Beinahe unmerklich kommen weitere Spuren hinzu, wird das Geschehen lauter und drückender, bis sich sämtliche Sinne von selbst verabschieden.
Während man noch versucht, sich nach diesem vollkommenen Nackenschlag zu sortieren, sind Wren bereits mehrere Schritte weiter. „Metric Of Grief“ bricht das Essenzielle des eigenen Sound auf die halbe Spielzeit herunter und rückt das Post-Präfix in den Mittelpunkt. Langsame Aufbauten, bewusste Leerstellen und beklemmende Vocals, die aus den Untiefen des Arrangements wachsen, schlagen aufs Gemüt. Das gelingt auch für „Scorched Hinds“, bloß deutlich roher und frontaler. Ungeschliffene Intensität und kantige Dissonanzen nehmen etwas Blackened Hardcore mit. Im zweiten Epos „Toil In The Undergrowth“ setzt es hingegen massivste Doom-Wände, dezente Drone-Anteile und sperrige Unterkühlung – schlicht und doch so genial.
Diese zumindest oberflächliche Schlichtheit beherrschen Wren wie nur wenige andere Bands und marschieren entspannt weiter in Richtung Überflieger. Dass dahinter unheimlich viel Schmerz steckt, ist in jeder Note von „Black Rain Falls“ zu hören. Mühevoll und doch konzentriert arbeiten sich die Briten aus der emotionalen Talsohle und ringen frustrierenden wie aufwühlenden Eindrücken kaum vorhandene Fassung ab. Das dritte Album konzentriert sich auf das Wesentliche, wirkt dabei wuchtig und intensiv, einer einzigen gewaltigen Wand gleich. Der berühmte nächste Schritt ist ein Erfolg auf ganzer Linie.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: Church Road Records
Website: www.disciplesofwren.com
Facebook: www.facebook.com/disciplesofwren
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