Amenra – De Toorn / With Fang And Claw

| 28. März 2025 | 0 Comments
Amenra

(c) Stefaan Temmerman

Eine Fortsetzung, ein Ende und ein Anfang: Mutig beschließen Amenra eine Ära und läuten, wie sie es selbst nennen, einen Neuanfang ein. Die belgischen Ausnahmekünstler bereiten nach eigenen Angaben aktuell eine neue Platte vor, vorsichtig „Mass VII“ betitelt und somit die Fortsetzung ihres großen Albumzyklus. Zugleich ist die „De Doorn“-Ära, die Flämisch als Hauptsprache und somit die eigenen Wurzeln erforschte, noch nicht gänzlich abgeschlossen. Mit dem EP-Doppel „De Toorn“ und „With Fang And Claw“ steuert das Quartett nun bewusst sehr unterschiedliche musikalische Welten an.

Zwei ellenlange, teils meditative und schließlich explosive Songs statten „De Toorn“ aus. Damit wollen Amenra das hochspannende „De Doorn“-Universum abrunden, das sich mit nackten und rituellen Emotionen befasst. „Heden“ passt prima ins Bild, scheint minutenlang in Stasis zu verharren, nimmt nur langsam weitere Spuren hinzu. Aus dem gesprochenen Wort entspringt klarer, bewegender Gesang. Nach neuneinhalb Minuten explodieren die Belgier in gewohnter Manier, jagen klagende Screams durch Doom-Sludge-Wände und zerstören damit im besten Sinne. Ähnlich geht es „De Toorn (Talisman)“ an, liebt seine gesprochenen Meditationen, bevor laute, wütende Schreie im Finale alles abverlangen. Die Seele liegt brach, Katharsis bleibt eine Illusion.

Hingegen wagt „With Fang And Claw“ mit zwei (etwas) kürzeren Tracks den Rückgriff auf die früheren Messen, vereint diese mit den heutigen Amenra und legt damit den Grundstein für das kommende Album. Auch hier, im eröffnenden „Forlorn“, verharren die Belgier erst einmal in Stasis, bloß vergleichsweise kurz. Furiose, drückende Wände drängen den Post Metal in wuchtige, zerstörerische Schablonen. Mit dem Kunstgriff einer Zäsur hält urplötzlich Reduktion Einzug. Feinsinnige Melodien und etwas Gesang im Auge des Sturms lassen innehalten, bevor der Track erneut explodiert. „Salve Mater“ beginnt sogar in media res, marschiert gar majestätisch und bemüht den Nachdruck der Extreme. Die Wände kommen näher und näher, sämtliche Sinne kollabieren, bevor ein erneuter reduzierter, verzaubernder Einschub doch so etwas wie Katharsis bringt.

Stellenweise möchte man an ein Mini-Best-of glauben, bloß mit frischem Material. Tatsächlich gelingt Amenra das Kunststück, sämtliche Bandphasen zu bedienen, ohne sich zu wiederholen, und diesem Spagat sogleich frischen Wind abzuringen. Beide EPs stehen komplett für sich, können prima gemeinsam konsumiert werden, und unterscheiden sich doch auf angenehmste Weise. Während „De Toorn“ mit seinen ellenlangen, ruhigen und rohen Tracks offensiv mit den eigenen Wurzeln umgeht, widmet sich „With Fang And Claw“ den wütenden Messen, gestaltet diese so drastisch wie möglich und findet doch Freiraum für Anmut und Grazie. Vier Songs reichen Amenra für den erneuten großen Wurf und schüren Vorfreude auf „Mass VII“.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 28.03.2025
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)

Website: amenra-official.tumblr.com
Facebook: www.facebook.com/churchofra

Slider-Pic (c) Stefaan Temmerman

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Category: Magazin, Reviews

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