Rwake – The Return Of Magik

(c) Jonathon Oudthone
Es war wieder an der Zeit für eine neue Rwake-Platte. Tatsächlich hat „Rest“ inzwischen über 13 Jahre auf dem Buckel. Das Sextett aus Arkansas tourte zwar ab und an, legte eine alte Demo neu auf, war laut Drummer Jeff Morgan aber etwa ein Jahrzehnt weitestgehend im Ruhemodus. Und doch ist man nach eigenen Angaben zufriedener denn je, fand Erfüllung in Familie, Arbeit und vielen anderen Dingen. Irgendwann juckte es die US-Truppe doch wieder in den Fingern, zwei Demos wurden eingespielt, Spuren während den Lockdowns herumgeschickt, bevor man Anfang 2024 schließlich aufnahm – erstmals mit Austin Sublett als Lead-Gitarrist. „The Return Of Magik“ schafft es tatsächlich, die alte Magie erneut hochleben zu lassen.
Ist „You Swore We’d Always Be Together“, der Titel des Openers, nun sarkastisch oder selbstironisch zu verstehen? Glockenhelle Melodien führen zu Beginn direkt auf die falsche Fährte, bevor Rwake mit vertrautem Unheil durchs Gebälk fahren und erst einmal alles radieren, was sich gerade in den Weg stellt. CT growlt und spricht abwechselnd, wiederholte Zäsuren mit verwaschener Slide-Gitarre und Harmonien zerlegen alles, nur um wieder von Nackenschlägen in lockerer Abfolge abgelöst zu werden. Das stete Hin und Her zermürbt, spielt mit innerer Zerrissenheit und trägt diese selbstbewusst nach außen.
Alleine schon aufgrund der Spielzeit von knapp 14 Minuten ist „Distant Constellations And The Psychedelic Incarceration“ ein absoluter Hingucker. Tatsächlich mischt hier eine mehr oder minder gesunde Portion Psychedelia mit, avantgardistisch untermalt, und stellt den verzerrten Vocals gerne mal ausschließlich folkige Instrumentierung zur Seite. Erst in der zweiten Hälfte verfinstert sich der Himmel, explodieren Rwake am Stand und geben sich rasender, ungefilterter Gewalt hin – ein herrlich eskalierender Kunstgriff. Hingegen begrüßt der Titelsong in media res, langt von der ersten Sekunde an wütend und beherzt zu. Anstatt erwartungsgemäß abzuebben, sorgt ein erstaunlich klassisches, proggiges Gitarrensolo für ein besonderes Highlight.
Dass Rwake ungeschliffenen Wahnsinn lieben, sollte kaum überraschend kommen, doch kann diese im besten Sinne spirituelle Platte dem Sound des US-Sextetts nochmals frische Facetten abringen. Keine Sorge, die Herren aus Arkansas langen weiterhin – und wiederholt – beherzt zu, drehen sitzend am Stand durch, aber finden auch Platz für mehr Folk und Psychedelia, ja sogar für eine feinsinnige Portion Avantgarde und so etwas wie Melodien. „The Return Of Magik“ ist lang, zäh und oftmals schwer greifbar. Gerade das macht jedoch die Platte so stark. An den Vorgänger kommen Rwake zwar nicht ganz heran, bestätigen aber – selbst nach langer Wartezeit – ihre herausragenden Qualitäten ein weiteres Mal.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/RwakeBand
Slider-Pic (c) Brett Cole
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