Telepathy – Transmissions

(c) Damien Demolder
Nach drei packenden Alben, die Doom und Sludge in zunehmend cineastische Gefilde getrieben hatten, brauchten Telepathy eine kleine Pause. Untätig war das Quartett in den fünf Jahren seit „Burn Embrace“ keinesfalls, richtete den Blick jedoch vornehmlich nach innen. Man experimentierte mit dem eigenen Sound und ließ neue, durchaus synthetisch angehauchte Klangwelten Einzug halten. Inspiration fand die Band um die drei Turek-Brüder unter anderem in verblassten Fotos am Dachboden des Familienzuhauses sowie einer Radionachricht von Józef Piłsudski, Gründer der Zweiten Polnischen Republik. „Transmissions“ lässt Nachrichten, Schnappschüsse und Eindrücke in einem generalüberholtem Umfeld zusammenlaufen.
Besagte Rede inspirierte den Opener „Oath“, der den neuen, alten Sound der Briten perfekt umreißt und durchaus die Härte früherer Telepathy-Platten zumindest stellenweise mitbringt. Und doch drängt der cineastische Ansatz mehr und mehr in epische Post-Rock-Gefilde, voller reduzierter Töne inmitten aufbrausender Wände. „Tears In Fibre“, einer der beiden Giganten dieser Platte, geht sogar noch einen Schritt weiter. 14 Minuten lang dauert die Suche nach dem perfekten Spannungsbogen, voller Aufs und Abs, sich dem Post-Präfix vollends hingeben. Selbst wütende Double-Bass-Salven im Schlussdrittel ändern daran herzlich wenig, denn die feinsinnigen Melodien gewinnen überhand.
In „Home“ wird das auf die Spitze getrieben, kollidiert Synthwave mit klassischem Post Rock und erinnert damit sogar ein wenig an die Übergangsalben von Collapse Under The Empire. Das motorisierte, motivierte „Augury“ hat ebenfalls einen spürbaren Hang zu solch eigenwilligen Konstrukten, liebt aber auch seine dramatischen, majestätischen Abfahrten mit stampfendem Sludge im Unterbau. Und dann ist da noch „End Transmission“, fast 16 Minuten lang und doch zu keiner Zeit langweilig. Telepathy rufen alte und neue Qualitäten ab, während das Arrangement langsam, aber sicher anschwillt. Mogwai-Motive, Russian Circles-Intensität und melodisches Kargland finden zu einem schneidenden, erdrückenden Höhepunkt zusammen.
Knapp 58 Minuten richtig starker Tobak fordert wieder und wieder heraus. Und das lohnt sich absolut, denn Telepathy liefern absolut ab. Selbstverständlich macht es „Transmissions“ niemandem einfach, wenngleich der Sound insgesamt eingängiger ausfällt. Mehrere überlange Songs, Synthwave-Exkurse, Spoken-Word-Samples und mehr Post Rock, ohne dabei vertraute Härte vollends ad acta zu legen – das ist alles andere als leichte Kost. Telepathy machen ihre Sache jedoch verdammt gut, von der ersten bis zur letzten Sekunde, erfinden sich auf Raten neu und legen gerade im Songwriting enorm zu. Der Weg stimmt auf jeden Fall.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.03.2025
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Website: www.telepathyband.com
Facebook: www.facebook.com/telepathyband
Letzte Kommentare