Thornhill – Bodies

(c) Jon Pisani
Ihr letztes Album stellte die Energie der Musik durch deren unfassbare Wucht in den Schatten. Zu diesem Schluss kommen Thornhill im Nachsatz von „Heroine“, das sie in der australischen Heimat bis auf Platz 3 brachte und für eine ARIA-Nominierung sorgte. Für den Nachfolger soll eine gewisse Unmittelbarkeit Einzug halten, ungefiltert und für den Status Quo der Band repräsentativ. Ob „Bodies“ diesem hohen Anspruch tatsächlich gerecht werden und dem wütenden, alternativ gehaltenen Metal-Sound frische Synergien abringen kann?
Die eröffnenden 130 Sekunden nehmen erst einmal die Luft zum Atmen: „DIESEL“ slappt den Bass mit wachsender Begeisterung und windet sich in einem wütenden, angestochenen Sound mit omnipräsenten Nu Metal-Einflüssen, die an frühe Deftones erinnern. Dieser derbe, überdrehte Husarenritt mit Metalcore-Einflüssen bleibt aber eine Ausnahme, denn bereits das folgende „Revolver“ zeigt recht eindrucksvoll, wo die Australier hinwollen. Ja, die Wut und Intensität sind gekommen, um zu bleiben, bloß wirkt die Produktion aufgeräumter und bietet der Atmosphäre mehr Platz zur freien Entfaltung – ob in den kleinen, mehr als feinen Zäsuren, in den peitschenden, geifernden Einschüben oder in den mit Alternative Rock anbandelnden Passagen.
Szenenwechsel: „CRUSH“ klingt wie eine andere Band, die Pop und RnB verbindet, mit Elektronik spielt und schon mal etwas an die Anfänge von The Weeknd erinnert. Danach rückt „under the knife“ dieses Faible für Eingängigkeit in ein derbes Licht, bringt ähnliche Hooks und Gesangsmelodien mit, während rundherum wütende, abgefuckte Riffs und Tieftöner schrubben. Diese Duailtät beherrschen Thornhill wie nur wenige andere, speziell in offensichtlichen Hits wie „Only Ever You“. Der hymnische Chorus geht sofort ins Ohr, die Strophen geben sich ähnlich brav und doch bleiben rundherum Elemente des vertrauten Abrisses bestehen. Das schafft auch „nerv“ mit seinem Pop-Refrain und den brachialen Breakdowns gar perfekt.
Es mag ein Klischee sein, doch gelingt es Thornhill tatsächlich, ihre Musik atmen zu lassen. „Bodies“ klingt in jeder Hinsicht größer und massiver, schreckt keinesfalls vor erdrückender Wucht zurück, setzt diese jedoch in einen breiteren Kontext und erklärt sie zur pointierten Zutat, die mit Maßen und doch zügellos eingesetzt wird. Die Hooks wachsen weiter, Experimente sind ein Muss, ebenso der herzhafte Rock, der perfekt zum schrägen Nu Metal-Ansatz und den gelegentlichen Core-Ausflügen passt. Thornhill stellen ihr drittes Album mit herrlichem Wahnsinn voll und nehmen Kurs auf die großen Bühnen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: UNFD (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/thornhillmelb
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