Higher Walls – No End

| 20. April 2025 | 0 Comments
Higher Walls

(c) Higher Walls

Dass es sich bei Higher Walls um Londoner handelt, verblüfft erst einmal nicht wenig. Das 2020 gegründete Quartett aus der britischen Hauptstadt versteht sich auf eine recht metallische Hardcore-Spielart, die man so eher auf der anderen Seite des Atlantiks erwarten würde. Ganz ohne Einfuhrzoll rattern sie ihre brachiale, kraftvolle Interpretation runter, so bereits auf der ersten EP „Tear Them Down“ geschehen. Darauf lässt sich aufbauen: Das zweite Kleinformat „No End“ erhöht die Schlagzahl weiter.

Passend zur Musik ist hier von rosigen Zeiten nicht der Hauch einer Spur. Es geht um Aussichtslosigkeit, um Perspektivenlosigkeit und schwindende Hoffnung für künftige Generationen in einer Welt, die gefühlt täglich hässlicher wird. „History’s Eyes“ deutet einen geschichtlichen Ansatz an und zerlegt diesen mit dem Dampfhammer. Chugga-Chugga-Riffing, anschwärzter Hardcore und Jordan Kaads gallige, wütende Vocals zerlegen Hardcore mit dreckiger Kruste, erinnert etwas an Trap Them und schlagen mit wachsender Begeisterung um sich. Das gelingt auch „Cloak & Dagger“, das von Gang-Shouts über faulige Gitarren bis hin zu minimalsten Melodieansätzen alles bietet.

„Thorns“ setzt die wahnwitzige Jagd mit giftigen Dissonanzen und erstaunlichem Druck fort. Das stotternde Schlagzeug und die plötzlichen Mini-Eruptionen experimentieren sogar kurz mit Math-Ästhetik, dann hält wieder so etwas wie Groove Einzug, bevor sich der Track selbst auffrisst. Letzteres versucht „A Harrowed Wisdom“ im Zeitlupentempo, noisig und voller ominöser Zäsuren. Auch das folgende „Collateral Damage“ stellt die Hardcore-Ästhetik dank Verfremdung zumindest kurz auf den Kopf, bevor Atemlosigkeit Einzug hält. Das abschließende „So Much, For So Long, For So Little“ versucht noch, die EP in drei Minuten zusammenzufassen, rattert wütend durch, schwingt die Fäuste und wird von Scream-Growls zerschlissen.

Überbordernder, anstrengender und atemloser Wahnsinn macht Laune, so oder so ähnlich lassen sich diese 16 Minuten zusammenfassen. Mehr braucht es für Higher Walls auch nicht, um sich im Hinterstübchen einzubrennen. Der metallisierte Hardcore mit Blackened-Einschlag, mit Groove, mit Grind- und D-Beat-Abrissbirne hat so gar keinen Bock darauf, Schönheitspreise zu gewinnen, und langt lieber beherzt zu. Passend zu den desolaten lyrischen Aussichten fügt „No End“ sich und seiner Umgebung Schmerzen zu – eine in jeder Hinsicht deftige und mächtige zweite EP, mit der sich Higher Walls gekonnt aufs nächste Level spielen und Bock auf mehr machen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/higherwalls.band

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Category: Magazin, Reviews

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