Matricide – RED

(c) Matricide
Die einen tragen den Groove im Herzen, die anderen packen ihn in das allmächtige Riff: Matricide zählen zu den absoluten Groove Metal-Meistern und zu Eckpfeilern der Szene. In ihrer israelischen Heimat sowie in Berlin organisiert das Quartett aus Tel Aviv eigene Events, zudem tourt man fleißig durch ganz Europa und supportete in der Vergangenheit unter anderem Behemoth, Orphaned Land und Cryptopsy. Auf ihrem zweiten, abermals in Eigenregie erscheinenden Album „RED“ unterstreichen sie ihren Status als ungekrönte Groove-Könige.
In sieben Kapiteln versuchen sie so etwas wie Sinn im alltäglichen Wahnsinn zu finden, bestimmt von Kriegen, Chaos und Blutvergießen, aber auch von Leidenschaft und Widerstandskraft. Der drückende Opener „Walk Into The Flames“ lässt exakt das durchscheinen und noch so viel mehr. Der langsame, behäbige Auftakt passt ins Bild, nur langsam erhebt sich der Track und verbindet erstaunlich feinsinnige Melodik mit Brachialgewalt. Ran Eliahou zerbrüllt den Track mit wachsender Begeisterung, dezente Djent-Untertöne und angedeutete Polyrhythmik verleihen dem Groove-Ansatz eine packende Prog- und Core-Note. Selbst für einen Metalcore-artigen Mini-Chorus bleibt Platz, bevor man sich ein weiteres Mal den imaginären Abhang hinabstürzt.
Hingegen verbeißt sich „Smoke And Mirrors“ erst einmal in wahnwitziger Komplexität, die etwas an Mathcore erinnert, bevor der Gesang in deutlich hymnischere Gefilde drückt, mit Melodic Death anbandelt und schließlich den nächsten hochpräzisen Nackenschlag vorbereitet. Der Titelsong „RED“ operiert an der Grenze des Machbaren, erinnert zwischenzeitlich schon mal an den Thrash-Groove von Lamb Of God und kollidiert im nächsten Moment mit dem Hackbrett. Das taumelnde, doch nie stürzende „Sheep To The Slaughter“ scheint außer Kontrolle zu geraten, doch steckt gerade dahinter einiges an Methode. Die oberflächlich unkontrollierte Präsentation wird nach und nach in geregelte Bahnen gelenkt, von ruppigen Sprints und infernalen Melodiefragmenten durchzogen – ein bizarres wie bekömmliches Festmahl.
Sich diese Platte zu erarbeiten, bedeutet ein kräftiges Stück Arbeit, was sich natürlich ordentlich lohnt. Zunächst erschlägt das Album, trotz aller Kürze von knapp 33 Minuten, doch hat dieser Ansatz Methode. Matricide packen Unmengen an Ideen in ihre sieben Songs, die entsprechend nervös und doch spannend zu gleichen Teilen wirken. Das geordnete Chaos droht immer wieder aus dem imaginären Ruder zu laufen, findet im richtigen Moment zurück zur erhofften Ordnung, nur um urplötzlich bei geradezu hymnischer Melodik anzudrocken. Und wieder von vorne. Und ganz anders. Und außerdem. „RED“ liefert auf den Punkt ab und unterstreicht die Klasse des Quartetts ein weiteres Mal.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/MTRCD
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