Oracle Hands – Dirge For The Doomed

(c) Oracle Hands
Als „Debütalbum, das die Grenzen von Post Metal auf die Probe stellt“, wird der Einstand von Oracle Hands beschrieben. Das ist natürlich eine Kampfansage, letztlich aber auch gar nicht mal so weit weg von der Wahrheit. Tatsächlich konzentriert sich das norddeutsche Quartett auf die rohe, brutale Seite des Genres und mischt Black, Death, Doom, Grind, Punk und weitere wütende Zutaten zusammen, um maximale Wirkung zu erzielen. „Dirge For The Doomed“ verlangt tatsächlich alles ab – im besten Sinne, versteht sich.
Tracks wie „Nihilistic Rites“ umreißen diesen Wahnsinn recht stark. Wütend attackierende Drums und ruppige, dennoch erhabene Atmosphäre machen sich breit, verbinden das Epische des Post Metal mit diversen rabiaten anderen Einflüssen. Die geifernden, galligen Vocals passen ins Bild, gerade wenn sich die Screams regelrecht überschlagen und mit furioser Wut zwischen Schmerz und Aggression pendeln. Dieses Spiel mit musikalischen Gezeiten wird durch einen halbwegs melodischen und angenehm ominösen Mittelteil gekonnt erweitert. Im Vergleich dazu reitet das folgende „Dissonance Of The Tongueless“ kurz und kompakt durch, in unter dreieinhalb Minuten. Selbst dieses komprimierte Format ist mehr als ausreichend.
Und doch sind Oracle Hands dann am besten, wenn sie sich Zeit lassen und ihre unheilvollen Songs gemächlich ausformulieren. Exakt das geschieht im abschließenden Achtminüter „Into The Abyss“, dessen klaustrophobe Melodieansätze mit wüsten Vocals kollidieren und binnen Sekunden die eigentümliche Atmosphäre der gesamten Platte auf den Punkt bringen. Urplötzliche Sprints und nahezu proggige Einschübe kollidieren mit Grind-Wut und ranzigen Old-School-Death-Riffs, bevor doomiges Blei alles erdrückt. Der süßliche Auftakt von „Pulse“ täuscht ein wenig, spielt sogar etwas mit Post Black Metal und packt hinsichtlich Heavyness noch einen drauf. Das zähe Finale passt ins Bild.
Vieles an diesem Erstling ist zäh, bloß im besten Sinne. Das mag widersprüchlich klingen, macht bei (und für) Oracle Hands aber absolut Sinn. Alleine die schiere Intensität dieses Albums kann durchaus verzücken, gerade weil sich das Quartett der harten, kompromisslosen und unnachgiebigen Seite des Genres widmet, ohne dabei auf die epischen bis verkappt melodischen Ansätze zu verzichten. „Dirge For The Doomed“ reinigt die Seele und zerlegt das Selbst mit der feinen Klinge, während der Trauermarsch zum Showcase zunehmenden Wahnsinns mutiert. Oracle Hands liefern auf voller Länge ab, kultivieren konzentrierte Zerstörung und gehen gestärkt aus dem vermeintlichen Untergang hervor – ein starker Einstand auf allen Ebenen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Moment Of Collapse Records (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/oraclehands
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