System Annihilated – Furor
Als sich System Annihilated 2009 im schwedischen Umeå gründeten, waren die Bandmitglieder 13-14 Jahre alt. Mittlerweile sind sie der Volljährigkeit einen bedeutenden Schritt näher gekommen und zerlegen in regelmäßigem Abstand Bühnen in ihrer Heimat. Unter anderem erreichte man beim landesweiten Band-Contest „Livekarusellen“ den beachtlichen zweiten Platz. Vergangenen Sommer nahmen sie gemeinsam mit Ronnie Björnström (Aeon, Zonaria) ihr Debütalbum „Furor“ auf, das sich als Melange aus Hardcore, Death Metal und Prog versteht. Ungefähre Anknüpfungspunkte: Gojira, Architects, Lamb Of God.
Im Beipackzettel heißt es, der Sound der jungen Schweden wirke vertraut, wäre in dieser Zusammenstellung dennoch einzigartig. Mit Abstrichen trifft das zu. Häppchen international etablierter Bands lassen sich an allen Ecken und Enden heraushören, die Mischung geht jedoch auf und wirkt tatsächlich über weite Strecken frisch. „This Apocalypse“ eröffnet den Erstling mit ordentlich Biss, Architects-Riffing und bissigen Thrash-Untertönen, angefeuert durch Christoffer Jonssons kehlige Growls. Die Jugend hört man ihm, wie auch seinen Mitstreitern, zu keiner Zeit an; im Gegenteil: hier schwingt eine ordentliche Portion Routine mit. System Annihilated wirken aufeinander eingespielt und punkten vor allem mit den etwas getrageneren, breiten Klangflächen im Mittelteil, in denen der Song atmen kann, sich ausbreitet.
Freilich bleibt es auf Albumlänge nicht so innovativ, zum Ende hin wiederholen sich gewisse Strukturen – bei einer Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde ein deutliches Manko, dass die Youngsters mit Einsatz und einem Händchen für martialische Grooves kaschieren. „Seven“ zeigt beispielsweise, dass man nicht immer das Gaspedal durchdrücken muss, um abzuräumen. „What We Created“ als Hit des Debüts wirkt oberflächlich brachial, bettet dafür im Hintergrund eine manische Melodie ein, die dem Track Tiefgang verleiht.
Dass System Annihilated auf einem guten Weg sind, wohl aber noch ein wenig Erfahrung benötigen, lässt sich am Beispiel von „The Bitter End“ zeigen. Die Idee, die Gitarre gar schaurig singen zu lassen, während Jonsson entsprechend unmenschliche Töne aus seinen Stimmbändern herausholt, geht vollends auf. Den Track nach ca. drei Minuten Spielzeit kollabieren zu lassen, um ein proggiges, verkopftes Instrumental einzuflechten, hat ebenfalls Flair. Ausgereizt wird dieser kreative Ausflug jedoch nicht – das Break ist zu kurz und zu verhalten, danach geht es gleichförmig weiter. Freilich handelt es sich hierbei um Kinderkrankheiten, denn die erste Hälfte des Songs fällt gar meisterlich aus und zählt zu den großen Highlights dieser Platte. In diesen Momenten versuchter musikalischer Epik denkt man gute Ideen noch nicht zu Ende.
Und doch hat „Furor“ seinen Reiz, gerade weil die kleinen Fehler und die erfrischende Herangehensweise an harte Musik Laune machen. Vor allem sollte man nicht vergessen, dass das Songwriting über weite Strecken – unabhängig von der Jugend der beteiligten Musiker – verdammt stark ist, dazu kommt eine mächtige, brachiale Produktion und ein durch die Bank aggressives Auftreten mit einem Sound, der vertraut und doch irgendwie anders wirkt. System Annihilated sind mit Sicherheit auf dem richtigen Weg und haben jede Unterstützung verdient. Wer auf die eingangs erwähnten Bands und martialische Moderne mit einem Hauch Melodik steht, sollte auch den Import-Weg in Kauf nehmen. Es ist schön zu sehen, dass es um die Metal-Zukunft gut bestellt ist.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 18.02.2013
Erhätlich über: Discouraged Records (Schweden-Import)
Facebook: www.facebook.com/SystemAnnihilated
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