Mourning Beloveth – Formless
Seit mittlerweile zwei Dekaden operieren Mourning Beloveth im Doom-Underground und verbreiten ihre unterkühlte, bleierne Magie. Fünf Jahre nach „A Disease For The Ages“ melden sich die Iren mit einem neuen Werk zurück. Dabei sammelten sie so viel Material, dass aus „Formless“ gleich ein Doppelalbum wurde. Auf der ersten Platte mit dem nicht mehr ganz so neuen Gitarristen Pauric Gallagher (Decayor) setzen sich Mourning Beloveth mit den desolaten Aspekten der Gegenwart auseinander, behandeln die Enthumanisierung der modernen Welt und die Rolle des Individuums in einer kalten Gesellschaft.
So gefühlskalt und entmutigend der Hintergrund dieser Platte auch ist, er passt zu den Iren wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Beim Opener „Theories Of Old Bones“ macht man sich zunächst noch Sorgen um Darren Moore, dessen heiseres Röcheln nichts Gutes verheißt. Wie so oft machen sich Mourning Beloveth ihr Publikum gefügig. Besagter Track ist ein wahrer Grower, setzt über eine Spielzeit von 15 Minuten immer wieder kleine Highlights, zu denen ohne Frage der Klargesang zählt.
Natürlich hat man es auf Albumlänge mit ellenlangen Tracks von 14-17 Minuten Spielzeit zu tun – die Ausnahme „Old Ripe“ bietet manischen Death’n’Doom, der an die Substanz geht – wobei es zumindest auf der ersten CD keine wirkliche Schwachstelle gibt. „Ethics Of The Precipe“, „Dead Channel“ und vor allem das melancholisch-bezaubernde Finale „Nothing Has A Centre“ überlassen nichts dem Zufall, paaren harsche, verstörende Karglandschaften mit dem sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont. Die spartanische, furztrockene und doch intensive Produktion kommt dem Songwriting der Iren entgegen, unterstreicht die bittersüße Note dieses Albums und treibt herzerweichende Blüten, beispielsweise der mehrstimmige Klargesang in „Nothing Has A Centre“.
Es könnte alles so schön sein, hätte man sich die zweite CD gespart, die neben einem exklusiven Bonus-Track vor allem „Transmissions“ beherbergt, das – musikalisch wie qualitativ – ausbricht und abfällt. Mourning Beloveth schleppen sich durch 14 enttäuschende, höhepunktsarme Minuten, die dieser Platte einen faden Beigeschmack verleihen. Dennoch sollte man sich von diesem Abschluss nicht trügen lassen: „Formless“ ist auf der ersten CD ein wahrer Doom-Leckerbissen mit Death Metal-Einschlag und jener kaum in Worte zu fassenden Schwere, wie sie nur Veteranen auszudrücken vermögen. Die ellenlangen Songs erarbeitet man sich erst nach und nach, ihre Wirkung entfaltet sich erst nach mehreren Durchläufen. Mourning Beloveth erobern langsam und auf Raten; hat man sich erst einmal auf „Formless“ eingelassen, kommt man nicht mehr davon los.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.02.2013
Erhätlich über: Grau Music (Soulfood Music)
Website: www.mourningbeloveth.com
Facebook: www.facebook.com/pages/Mourning-Beloveth/113101218776373
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