Dreamshade – The Gift Of Life
Die breite Masse der Metaller unterscheidet für gewöhnlich Melodic Death Metal und Metalcore. Modern Melodic Death Metal wird meist voreilig in die Metalcore-Schublade gedrängt, was so manchen Metaller an eine weitere 08/15-Mainstream-Kapelle denken lässt. Das ist bei den Schweizern Dreamshade jedoch ganz und gar nicht der Fall. War schon das Debüt „What Silence Hides“ ein überdurchschnittlich gutes Werk, so können die Jungs mit ihrem Zweitwerk „The Gift Of Life“ inklusive neuem Mann hinter dem Mikro noch eins draufsetzen.
Die insgesamt zehn Songs ertönen glasklar und fett produziert aus den Boxen. Wenn man schon einen Jacob Hansen (Raunchy, Volbeat, Mercenary) für das Mischen und Mastern anheuert, überrascht das kaum. Neuzugang Kevin Cali liefert in Sachen Schrei- und Klargesang souveräne Arbeit. Der Mix aus Härte und Eingängigkeit mit Pop-Appeal ist gut ausbalanciert und wirkt wie ein Bastard aus Threat Signal, (neuen) Soilwork und The Sorrow.
Der Opener und zugleich die erste Single-Auskopplung „Photographs“ geht gleich mit dem brachialen Chorus in die Vollen. Der Song bietet modernen Metal in all seinen Variationen: Breakdowns, atmosphärische Keyboard-Parts, catchy Hooklines und Calis Wechselgesang verwandeln den Track in eine echte Bombe. Was den Gesang angeht, ähneln vor allem die cleanen Gesangs-Parts jenen Mathias Schlegels von The Sorrow, was durchaus positiv hervorzuheben ist. Beim folgenden „Your Voice“ kommt dann noch etwas mehr Schwung in die Bude. Immer mit im Gepäck sind moderne Synthi-Passagen, die der Platte den futuristisch-stimmigen Anstrich verpassen.
Die im Laufe der knapp 38 Minuten immer wieder eigenstreuten verzerrten Vocals geben dem Album einen zusätzlichen unterkühlten Touch und sorgen vor allem beim ruhigen Intermezzo „Our Flame“ für Gänsehaut-Momente. Die zweite Single „Consumed Future“ eignet sich mit treibenden Drumming und genial-verspielter Gitarrenarbeit hervorragend zum Autofahren.
Besteht die erste Hälfte der Platte aus durchwegs starken Songs, so bekommt man die wahren Highlights im letzten Drittel zu hören. Das Pathos beladene „Late Confessions“ trumpft mit progressiven Instrumental-Spielereien. Die abschließenden „Elisabeth“ und (besonders) „Wants & Needs“ wirken mit ihren irreführenden Intros fast schon zu poppig, entpuppen sich einige Sekunden später jedoch als moderne Metal-Hymnen mit echtem Ohrwurm-Potential.
Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen, die Schweiz sei ein Teil von Schweden geworden. Dreamshade meistern auf ihrem Zweitling die Gratwanderung zwischen Heaviness und melodischer Eingängikeit wie die Großen der Szene. Kündigt sich bei vielen modernen Metal-Alben bereits nach drei bis vier Hördurchgängen das große Gähnen an, kommt bei „The Gift Of Life“ auch nach dem zehnten Durchlauf keine Langeweile auf. Moderner Metal wie er sein soll!
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.02.2012
Erhältlich über: Spinefarm Records (Soulfood Music)
Website: www.dreamshade.ch
Facebook: www.facebook.com/dreamshadeband
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