SuiCidE – Near Death Experience
Als die Tiroler Dark Metal-Institution SuiCidE 2009 eine Zusammenstellung neu aufgenommener Bandklassiker zum zehnjährigen Jubiläum veröffentlichte, befand man sich am Scheideweg. Mit dem Abschied von Keyboarder Robert verzichtete man gänzlich auf das Tasteninstrument und musste für Live-Auftritte das Gros der eigenen Songs neu arrangieren. Ein Album sollte bald nachgereicht werden, doch Verletzungen, Krankheitsfälle und die dadurch entstandene fehlende Übung sorgten für ordentlich Verzögerung. „Near Death Experience“ erscheint mit Verspätung und bringt eine faustdicke Überraschung mit sich.
Von Dark Metal ist nichts mehr zu hören, stattdessen setzen die vier Tiroler auf klassischen Death Metal der melodischen Sorte. Der neue Sound hat es durchaus an sich, wie man bereits anhand des eröffnenden Titeltracks hören kann. „Near Death Experience“ rührt nach einem verlängerten melodischen Intro die Kessel, unterbricht die wütenden Attacken und Uffta-Grooves immer wieder durch melancholische, düster angehauchte Zwischenspiele – ein kleiner Verweis auf die bewegte Geschichte SuiCidEs. Die Neuausrichtung funktioniert, weil Songwriting, Herzblut und die überaus gelungene Produktion Hand in Hand gehen. „Burning Waters“ demonstriert die neue Power der Tiroler, erinnert an schwedische Veteranen, setzt dabei mit klaustrophoben, scharfkantigen Melodien aber eigene Akzente in einem an sich eng gesteckten Genre.
Nicht jede Idee geht auf. „Friday Is Beerday“ zeigt als humorvoller Rausschmeißer, dass der Tiroler Dialekt nicht zu Growls passt, „Turned To Stone“ verliert sich ein wenig zwischen Amon Amarth-Groove und unspektakulären Melodienbögen. Bei 56 Minuten Spielzeit kann man das jedoch problemlos verkraften, zumal SuiCidE rundherum Nackenschlag um Nackenschlag abfeuern. Gerade das herrlich angepisste „Captured“, das brachiale „Where Iron Crosses Grow“ und der melodische Leckerbissen „Godless Peaceful World“ gehören zu den besten Songs in der langen Karriere der Mannen aus Wörgl.
SuiCidE haben riskiert und gewonnen: Ohne Keyboard war es für die Tiroler notwendig, umzusatteln, Risiko einzugehen, neue Wege zu beschreiten. So manch Melodie erinnert an die Zeit vor dem zehnjährigen Bandjubiläum, beschwört jene beklemmende Düsternis, mit der sich das Quartett erste Meriten erspielt hat. „Near Death Experience“ ist die logische Weiterentwicklung. Anstatt sich seinem Schicksal zu ergeben, erweisen sich SuiCidE als Stehaufmännchen, geben Vollgas und legen das bislang beste Album ihrer Karriere hin. Auch wenn (noch) nicht jede Idee funktioniert, ist man auf dem richtigen Weg. Man ist endlich angekommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.04.2013
Erhätlich über: Eigenvertrieb
Website: www.suicide.co.at
Facebook: www.facebook.com/pages/SUICIDE/136059678872
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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