Allegaeon – Elements Of The Infinite
Verschiedene Umwälzungen begleiten die Tech-Death-Metaller Allegaeon seit der Veröffentlichung ihres herausragenden zweiten Albums „Formshifter“ vor zwei Jahren. Mit Brandon Park wurde nach langer Suche endlich ein geeigneter Schlagzeuger für die komplexen, vertrackten Songs der US-Amerikaner gefunden, darüber hinaus verließ Gitarrist und Bandgründer Ryan Glisan die Band. Ersetzt wurde er durch Michael Stancel. Im Vorfeld des Releases von „Elements Of The Infinite“ ist die Rede von einer neuen Band, und tatsächlich halten Allegaeon hörbar wenig von Stillstand.
Mit akustischen, dramatischen Klängen und symphonisch-bombastischer Grandezza eröffnen die ersten Sekunden von „Threshold Of Preception“ die wilde Jagd. Dass der klassisch ausgebildete Gitarrist Greg Burgess nun eine wichtigere Rolle im Bandgefüge einnimmt, ist nicht nur hier hörbar. Sobald die Stimmung schließlich umschlägt und kein Stein auf dem anderen bleibt, fühlt man sich angenehm an die letzte Platte erinnert. Ohne Frage: Das Quintett geht seinen Weg weiterhin beständig und überzeugt weiter, wenn auch mit ein wenig Finetuning. Gerade die akustischen Elemente und semi-symphonischen Bombast-Ansätze treten immer wieder auf. Ezra Haynes‘ überaus wuchtigen, abwechslungsreichen Vocals halten die anspruchsvollen Death Metal-Grooves nach wie vor zusammen, ebenso das fiese Bass-Gewitter von Corey Archuleta.
Als ob das nicht genug wäre, fügt Haynes mit wissenschaftlichen Texten und Weltraum-Thematik der bereits komplexen Musik eine weitere sperrige Dimension hinzu. „1.618“, „Dyson Sphere“ und „Our Cosmic Casket“ explodieren somit auf mehreren Ebenen. Richtig interessant wird „Elements Of The Infinite“ im Schlussdrittel. „Biomech II“ kreuzt für wenige Sekunden die Schwerter mit der jüngsten Prog- und Djent-Welle, bleibt jedoch fix im Death Metal-Sektor verankert – ein kurioser und durchaus schwieriger Spagat. „Through Ages Of Ice – Otzi’s Curse“ trägt die Mannen aus dem Bundesstaat Colorado schließlich in deutlich epischere Gefilde mit opulenten Melodiestrukturen und wechselnden Tempi. Dieser Hang zum Bombast bekommt Allegaeon jedoch nicht ausschließlich gut. Schleichen sich bereits beim Ötzi-Track gewisse Längen ein, so ist das abschließende „Genocide For Praise – Vals For The Vitruvian Man“ mit knapp 13 Minuten Spielzeit – darunter ausladendes Akustik-Intro und -Outro sowie Intermezzo – trotz guter Ideen schlicht und ergreifend zu lang, ausgedehnt, überladen.
Größer, schneller, weiter: „Elements Of The Infinite“ reicht in punkto technischer Anspruch, Spielintelligenz und Komplexität locker an seinen direkten Vorgänger heran. Dieses Mal fehlt jedoch der kernige, punktuelle Biss von „Formshifter“, das richtige Abwägen des Wahnsinns, der geschickt getimete Abgang – und doch stimmt das Auftreten über weite Strecken, werden Riffs, Grooves und Brachialitäten en masse geboten, mit der die eierlegende Wollmilchsau wiederholt befruchtet wird. Kurzum: ein technisches Feuerwerk mit kleineren Durchhängern und gewohnt gezieltem, cleveren Wahnsinn.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.06.2014
Erhätlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/allegaeon
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