Mortals – Cursed To See The Future
Höchst positive Überraschung nach dem einen oder anderen Album-Durchlauf: Hinter Mortals stecken drei Damen, die in punkto Drive, Dreck und cleverer Wut männlichen Kollegen in nichts nachstehen – das sollte in Zeiten der Metal-Emanzipation eigentlich keiner zusätzlichen Notiz bedürfen. Caryn Havlik, Elizabeth Cline und Lesley Wolf aus Brooklyn vermengen typisch US-amerikanischen Black Metal mit dezenten Thrash-Einflüssen und einer fetten Portion Stoner – kein Wunder, dass Relapse zugeschlagen hat und den Debüt-Longplayer „Cursed To See The Future“ auf den Markt bringt.
Der jüngste Track des Trios eröffnet zugleich das Album: „View From A Throne“, mit knapp unter sieben Minuten Spielzeit geradezu radiofreundlich. An vorderster Front keift, brüllt und grummelt Bassistin Lesley Wolf ins Mikrophon, ihre beiden Kolleginnen zaubern ein gleichermaßen knüppelhartes und martialisches Arrangement, das tief im weit gesteckten US-Black Metal-Feld verhaftet ist (Bands wie Nachtmystium und Averse Sefira lassen grüßen) und dabei eine unverschämt aufdringliche, stellenweise geradezu melodiös amutende Portion Thrash-Groove in den Song einweben. Das Resultat: zerstörerisch, verführerisch, höchst faszinierend.
Im weiteren Verlauf des Album halten vor allem schräge Stoner-Melodien an der feinen Grenze zum Sludge und andere vertrackte Wüstenelemente Einzug. Mortals vergessen dabei keineswegs auf das dominante Black Metal-Fundament und zelebrieren die Macht des Untergangs in ellenlangen, bis zur Unkenntlichkeit ausgdehnten Kapiteln. Das gleichermaßen extreme und groovende „Series Of Decay“ markiert den Höhepunkt des Albums, geht schließlich nahtlos in den ranzigen, zuweilen gar post-doomig anmutenden Schwanengesang „Anchored In Time“ über. Einige wenige Minuten winden sich die US-Amerikanerinnen noch, bevor sie langsam aber sicher dem unvermeidlichen Fade-Out entgegen wandern.
An acht bis neun Minuten langen Monolithen mit endlos wirkenden, schwarzmetallischen Wiederholungsschleifen muss man Gefallen finden – genrefremde Dynamik hin oder her. „Cursed To See The Future“ ist unterm Strich eine ranzige, schwer verdauliche Underground-Platte, in die sich groovende Stoner- und Thrash-Versatzstücke eingeschlichen haben – eine höchst ungewöhnliche Mischung, die den Mortals-Sound reizvoll gestaltet. Kleinere Längen nimmt man notgedrungen hin, letztendlich dominiert jedoch die Faszination, die der angenehm ungewöhnliche und eigenständige Sound der drei US-Amerikanerinnen ausstrahlt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.07.2014
Erhätlich über: Relapse Records (Rough Trade Distribution)
Facebook: www.facebook.com/mortalstheband
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