Dark Fortress – Venereal Dawn
Zermürbende vier Jahre dauerte der Prozess, um vom brachialen, mächtigen Machwerk „Ylem“ hierhin zu gelangen; vier Jahre, die für Dark Fortress alles andere als ruhig waren. Familie, Karriere sowie andere Prioritäten und Projekte verlangsamten die Arbeit des bayerischen Sextetts an einem Nachfolger. V. Santura beispielsweise war und ist mit Triptykon schwer beschäftigt. Dass gewisse Aspekte von „Venereal Dawn“, dem neuen Album, an die Black Metal-Urgewalten erinnern, verwundert kaum. Die siebte Platte von Dark Fortress alleine auf diesen Schauplatz zu reduzieren, würde ihr jedoch zu keiner Zeit gerecht werden.
69 Minuten Musik – einfach ist das Unterfangen „Venereal Dawn“ keineswegs, zumal die Bayern den elf Minuten langen Titeltrack gleich zu Beginn platziert haben. Der bleierne, undurchsichtige Auftakt erinnert, abgesehen von Moreans Growls, durchaus an Triptykon. Bevor man es sich jedoch in der Nebenschauplatz-Schublade zu gemütlich machen kann, drücken Dark Fortress das Gaspedal durch und laden zu einer wahren Tour de Force ein. Klirrend kalter Black Metal wird zwischendurch von schwerfälligen Groove-Passagen und lupenreinem Rock, ja sogar einem rasiermesserscharfen Gitarrensolo unterbrochen. Zum Abschluss: Gothic-Ambiente und mehrstimmige Chants, ein durchaus bizarres Bild.
Leichter wird es keineswegs, wenngleich „Venereal Dawn“ einige beklemmend eingängige Momente bereithält. Der klar gesungene Refrain in „Lloigor“ zählt beispielsweise zu den Highlights dieser Platte, ebenso das an Type O Negative erinnernde Fragment „The Deep“ mit seiner experimentellen Ästhetik. Als Herzstück dieses siebten Albums muss man sich aber letztlich an „I Am The Jigsaw Of A Mad God“ halten, ein herrlich verschachteltes und doch weitestgehend straightes Black Metal-Stück mit abermaligen Elementen von Santuras Zweitband, die allerdings nicht stören – gemischt mit straightem, rasend schnellen Schwarzmetall, gibt es nichts zu beanstanden.
Gegen Ende des Albums wird es durchaus experimentell. „On Fever’s Wings“, der zweite Elfminüter, spannt den Bogen von Wolves In The Throne Room über Killing Joke zu Ihsahn – eine bizarre Mischung mit nicht weniger schrägem Abgang. Nicht nur hier manifestiert sich der Eindruck, dass „Venereal Dawn“ eine schwere, sperrige Platte ist, die man sich mit viel Geduld und offenen Ohren erarbeiten muss. Zwar fällt das Mittelfeld stellenweise durchwachsen aus, in seinen genialen, monolithischen Momenten setzen Dark Fortress dafür neue Karriere-Highlights. Jede in dieses siebte Album investierte Sekunde ist schwarzes Gold wert.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.08.2014
Erhätlich über: Century Media (Universal Music)
Website: www.darkfortress.org
Facebook: www.facebook.com/officialdarkfortress
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