Aeonsgate – Pentalpha
Wie erlebt man eigentlich die ersten Minuten des Lebens nach dem Tod? Diese Frage hat sich Great Coven-Gründer und Gitarrist Jondix gestellt. Zwecks Beantwortung gründete er das Projekt Aeonsgate und holte sich für sein Album „Pentalpha“ prominente Mitstreiter ins Boot: Bass-Virtuose Joseph Diaz, Fast-Dream Theater-Drummer Marco Minnemann (u.a. Kreator, Necrophagist, Steven Wilson) und Stimmwunder Mats Levén (Candlemass, Therion, Malmsteen) geben sich die Klinke in die Hand. Der Clou: „Pentalpha“ besteht aus einem einzigen, 60 Minuten langen Song.
Bevor es auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Trauer, Schmerz und Romantik geht, gilt es behäbige acht Minuten zu überstehen. Levén ist hier nur kurz und besonders zurückhaltend zu hören, während Soundeffekte auf jenseitig beladende, geradezu psychedelische Instrumentierung treffen. Sobald Aeonsgate aber loslegen, wird es spektakulär. Dabei passiert minutenlang relativ wenig, das Quartett ‚ruht‘ sich auf einem bestimmten Motiv aus und nimmt in einem kaum merkbaren Bereich zusätzliche Gitarrenspuren hinzu, variiert das Drumming ein wenig, bereitet melancholische Tonartwechsel vor.
Star dieser Stunde ist aber, bei allen tollen Soli Jondix‘, ganz klar Mats Levén. Der Schwede dominiert das Geschehen mit seiner unwahrscheinlich variablen Stimme, klagt laut, bittet, fleht, wird wütend, depressiv. Kurzum: Sämtliche Stufen der Trauerbewältigung werden in diesen 60 Minuten absolviert. Zwischendurch werden längere Soli eingestreut – teils mit herrlich altbackenen Hammond-Klängen befeuert, dann wieder beseelt aus der Gitarre herausgekitzelt. Unterbrochen wird das Geschehen von einem dämonischen Levén, der selten in seiner Karriere so böse geklungen hat, nur um im nächsten Moment wieder in höhere Register zu wechseln und mit seinem Schicksal zu hadern.
Die letzten zehn Minuten werden schließlich zu einem furiosen Finale ausgebaut. Minnemann holt für Doom-Verhältnisse gar Unmenschliches aus seinem Kit heraus, Jondix feuert ungewöhnlich bluesige Soli ab. Die abschließende Geige, die bei schweren Regenfällen ein Begräbnis gestaltet, wird von Diaz gespielt. Es ist der bewegende Schlusspunkt einer unglaublichen, eindrucksvollen Reise. „Pentalpha“ ist ohne Zweifel einer der besten und ambitioniertesten Doom-Releases des Jahres. Das lange Intro und Outro sind Geschmacksache, verhindern möglicherweise den Klassikerstatus, aber das ist tatsächlich bloße Erbsenzählerei. Letztlich ist es ganz einfach: Wenn man etwas auf sich als Doom-Liebhaber hält, muss man „Pentalpha“ im Schrank stehen haben.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 24.10.2014
Erhätlich über: The Church Within Records (AL!VE)
Website: aeonsgate.bandcamp.com
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