Pombagira – Flesh Throne Press
Können Quantität und Qualität Hand in Hand gehen, wenn es um kunstvolle Musik geht? Im Fall von Pombagira wird Unmögliches möglich gemacht. Das britische Duo um Peter und Carolyn Hamilton-Giles veröffentlicht seit Gründung 2008 in erstaunlicher Regelmäßigkeit neue Musik und taucht dabei mit jedem Release tiefer in das Geflecht aus Sludge, Doom und Psychedelia ein. Für das Doppel-Album „Flesh Throne Press“ haben sich die Briten erstmals so etwas wie Zeit gelassen und schicken sich auf stattlichen 87 Minuten an, sich selbst zu übertreffen.
Leichte Kost gibt es freilich nicht, wohl aber faszinierende Abfahrten in herrlich psychedelische, staubtrockene, misanthrope Welten. „The Way“ könnte als Opener kaum besser gewählt sein, bäumt sich auf über elf Minuten Spielzeit immer wieder auf und wird von Peter Hamilton-Giles‘ Mantra-artigen Wiederholung des Songtitels gezogen. Dabei funktioniert sein Gesang bestenfalls als ein Instrument unter vielen, so tief ist die Stimme in das Arrangement eingeflochten, wird vornehmlich von sägenden, brachialen, einlullend gleichförmigen Gitarren übertönt. Dennoch geht vom bärtigen Briten jene melodische Variation aus, die dem Konvolut Tiefgang und Esprit verleiht, doomig-rockiger Mittelteil inklusive.
Es sind vor allem die Tracks knapp an oder jenseits der Zwöf-Minuten-Marke, die diesem Album ihren Stempel aufdrücken. Der Titelsong „Flesh Throne Press“ beschließt die erste CD und punktet unter anderem mit einem psychedelischen, rein instrumentalen Mittelteil, der die beinahe Drone-artigen Gitarrenwände auf ihre entzerrten Knochen reduziert. „In The Silence“, Auftakt des zweiten Silberlings, ist sogar noch süßlicher, wildert über weite Strecken im Psychedelic Rock der 60er und 70er, und weist ebenso rein instrumentale Leerstellen auf, die das zuvor Gehörte geschmackvoll ad absurdum führen.
Nicht jede Idee, nicht jeder Einschub zündet, aber das ist letztlich auch egal, denn das Gesamtkunstwerk „Flesh Throne Press“ setzt gar gewaltige Zeichen. Mit schier unüberwindbarer Wucht, massig Eindruck und stilvoller Breitbeinigkeit fegen die Herrschaften Hamilton-Giles erschreckend locker über jegliche Zweifel hinweg mit einem gleichermaßen sperrigen wie eingängigen Leckerbissen. Zeit, Geduld, Kopfhörer, Retrofaible, Drone-Verständnis: Offene Doom- und Sludge-Ohren müssen bei diesem Wunderwerk zugreifen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 27.03.2015
Erhätlich über: Svart Records (Cargo Records)
Website: www.pombagira.org.uk
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