Anuryzm – All Is Not For All

| 15. Juni 2015 | 0 Comments
Anuryzm

(c) Melodic Revolution Records

Fällt der Name Anuryzm, so ist beinahe unweigerlich von der für Metal-Verhältnisse exotischen Herkunft dieses Quintetts die Rede. Gegründet wurde die Band bereits 2003 im Libanon, übersiedelte später in die Vereinigten Arabischen Emirate (die Heimat von Nervecell) und ist nun in der Hauptstadt Abu Dhabi beheimatet. Musikalisch fällt es durchaus schwer, den esoterischen Ansatz der Band in eine Schublade zu stecken. Auch das zweite Album „All Is Not For All“ wählt Progressive Metal als Ausgangspunkt, ist aber letztlich so viel mehr als bloß das.

Einstiegshürden gibt es freilich einige. Da wäre beispielsweise die nicht immer optimale Produktion. Hier steht die Rhythmusabteilung viel zu weit im Vordergrund, dazu wirkt das Drumming gelegentlich etwas dumpf abgemischt. Auch der Stilmix, für den Anuryzm bereits durchaus berechtigte Vergleiche von Opeth über Iced Earth bis zu Dream Theather anhören durften, ist nicht gerade einfach zu verdauen. Death, Thrash, Prog, Tech und Power Metal sind stete Begleiter, dazu kommen fernöstliche, arabeske Motive, eine Prise Jazz, Sci-Fi und Esoterik. Geht’s noch?

Für Anuryzm ist es kein Problem, all das unter einen Hut zu bringen. Bereits die erste Single „Humanoid“, eine Abhandlung über Leben auf anderen Planeten, wirkt herrlich proggig und erhaben mit klassischem Metal-Habitus im Refrain, modernen Djent-Gitarren und arabesken Instrumentalparts. Für „199x“ kreuzen die Herren Godsmack mit Death-Thrash-Gebräu und einer Reise durch die Zeit – schwer verdaulich, vielleicht sogar überambitioniert. Dementgegen steht beispielsweise „The Challenger“ mit entstellten Riffs, balladesken Abschnitten und großen, kraftvollen, gar modernen Gesten.

Beachtlich ist auch die Gästeliste von „All Is Not For All“. Zu den Mitwirkenden zählen Michael Lepond (Symphony X), Uri Dijk (Textures) und Charlie Zeleny (Whiplash). Kurioses Highlight ist aber das Cello in „Oceans Apart“, eingespielt von Christopher Chaplin, dem jüngsten Sohn des legendären Charlie Chaplins. Auch das ist Metal, irgendwie.

Auch wenn nicht jeder Track sofort zünden mag, weiß das zweite Anuryzm-Album letztlich doch zu unterhalten. Ob der kompakte Kraftakt „Full Agonist“ oder die knüppelharte, erhabene Hymne „Impermanence“ – mit jedem Durchlauf gewinnt „All Is Not For All“ an Kraft, überzeugt, begeistert gar. Nein, einfach ist an dieser Platte nichts, dazu sprechen eigentlich einige Faktoren gegen das Quintett aus Abu Dhabi; geschenkt, denn mit Herzblut, einem unvergleichlichen Ohr für großartige Melodien und ordentlich Biss wird der Zweitling zu einer überzeugenden, vielleicht einer Spur zu langen Demonstration der Kreativität von Anuryzm.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 15.06.2015
Erhätlich über: Melodic Revolution Records (US-Import)

Website: www.anuryzm.com
Facebook: www.facebook.com/ANURYZM

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Category: Magazin, Reviews

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