Disarmonia Mundi – Cold Inferno
Dass Disarmonia Mundi in der Szene nicht gerade die Schnellsten sind, wenn es ums Veröffentlichen ihrer Platten geht, ist ja kein großes Geheimnis. Die beinahe sechsjährige Funkstille seit ihrem letzen Output „The Isolation Game“ sorgte jedoch auch bei den größten Diehard-Fans der italienischen Melo-Deather rund um Mastermind Ettore Rigotti für die eine oder andere Sorgenfalte. 2015 darf glücklicherweise wieder aufgeatmet werden, denn das fünfte Werk „Cold Inferno“ ist endlich in den Läden gelandet.
Bereits nach wenigen Minuten wird klar, dass es in diesem Falle wohl eher die Rede von einem regelrechten Einschlag als von einer Landung ist. Nach dem kurzen Intro des Openers „Creation Dirge“ wird kein Stein mehr auf dem anderen gelassen. Rigotti und Claudio Ravinale (der Mann fürs Grobe bzw. die Growls) fegen mit erneuter Unterstützung von Soilwork-Fronter Björn „Speed“ Strid wie eine Naturgewalt über alles und jeden, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.
Soundtechnisch fahren die Jungs das gewohnte Programm und bieten rasanten Melodic Death Metal, gespickt mit pfeilschnellen Riffs, Maschinengewehr-Drumming und dem altbewährten Rigotti / Ravinale / Strid-Gesangstriumvirat. Aber halt, eine kleine Änderung fällt nach einer Weile jedoch auf. Waren Keyboard- und Synthi-Wände auf den vergangenen Werken doch merklich dominant, halten diese sich auf „Cold Inferno“ großteils unaufdringlich im Hintergrund. Stattdessen wird ein Riff auf das andere gelegt, was für eine wahre Übermacht an Riffgewittern voll mit dualen Gitarren-Leads sorgt, welche jeden Verfechter des Göteborg-Sounds in Freudentaumel versetzen sollten.
In „Stormghost“ keift und growlt sich Ravinale durch den Track, als gäbe es kein Morgen mehr, während Rigotti im eingängigen Refrain das stimmliche Gegenstück darstellt. Im folgenden „Behind Closed Doors“ darf Strid wieder zeigen, dass er immer noch einer der besten Fronter der Szene ist. Die verspielten Gitarrenläufe tun ihr übriges und erinnern dezent an In Flames zu „The Jester Race“-Zeiten. Bei den Jungs hat sich über die Jahre scheinbar wirklich einiges angestaut, denn sogar bei einer eigentlich im Midtempo-Bereich angesiedelten Nummer wie „Coffin“ kriegt Rigotti von peitschenden Blastbeat-Ausflügen nicht genug.
Das überlange „Oddities From The Ravishing Chasm“ ist ein wahrer Ohrenschmaus für jeden Fan moderner, melodischer Härte. Hier das Beste rauszupicken, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, weil ungemein viel passiert. Während einige Fans es wohl bedauern, dass die Keyboards nicht mehr so vordergründig zum Einsatz kommen, muss man einfach sagen, dass diese rohe At The Gates-artige Härte der Truppe verdammt gut steht. So war gerade in der Vergangenheit eine gewisse Überladenheit einerseits Markenzeichen, aber gleichzeitig auch ein kleines Manko des Rigotti-Sounds.
Dieser Fokus aufs Wesentliche präsentiert ohnehin schon wuchtige Brecher wie „Blessings From Below“ oder das in einem Affenzahn nach vorne preschende „Clay Of Hate“ in einem noch unbarmherzigeren Licht. Disarmonia Mundi haben sich in dieser sechsjährigen Pause alles andere als auf die faule Haut gelegt. Was auf „Cold Inferno“ geboten wird, ist melodischer Todesblei der Spitzenklasse. Wer auch mal die eine oder andere Verschnaufpause braucht, macht besser einen Bogen um dieses Teil, denn Runterschalten gibt’s hier nicht.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 12.06.2015
Erhältlich über: Coroner Records (Soulfood Music)
Website: www.disarmoniamundi.com
Facebook: www.facebook.com/DisarmoniaMundi
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