Caligula’s Horse – Bloom
Angesichts der großen Neo-Prog-Welle erscheint es verwunderlich, dass Caligula’s Horse irgendwo im Hintergrund festhängen, schließlich ist der deutlich rockigerer Ansatz zwischen Dredg, Oceansize und den Prog-Granden der 70er gleichermaßen innovativ wie den Wurzeln des Genres treu. Das Quintett aus dem australischen Brisbane hat keineswegs vor, ihren Hörern einen vom Pferd zu erzählen und vermischt auf dem mittlerweile dritten Studioalbum „Bloom“ – angesichts der Bandgründung anno 2011 durchaus eindrucksvoll – feinsinnige Klänge mit technisch anspruchsvoller Griffbretthexerei.
So oft der typische Ausbruch auch erwartet wird, die Aussies lassen sich nicht beirren und bleiben ihrem rockigen, verführerischen Sound treu. Das liegt zum einen an den herausragenden gesanglichen Fähigkeiten Jim Greys. Ob dieser schreien oder growlen könnte – kein Plan, aber seine süßliche, entfernt an Gazpacho erinnernde Vokal-Akrobatik lässt sich am besten klar und deutlich genießen. Warum, das zeigt sich im über neun Minuten langen Herzstück „Dragonfly“. Grey rauscht durch die Oktaven, entdeckt seine Kopfstimme und verleiht den erhabenen, verspielten Klängen seiner Mitstreiter die nötige Substanz, hält die Mischung aus dicken Riffs, großer Dramatik und cineastischen Instrumental-Passagen zusammen.
Wirklich stark ist es aber auch schon zu Beginn des Album, wenn der Titeltrack „Bloom“ loslegt. Zwei Minuten lang treten Caligula’s Horse leise, dann wird es plötzlich laut, intensiv, anspruchsvoll. Selbst der Härtegrad geht in die Höhe und wird im fliegenden Wechsel zu „Marigold“ gerettet. Der Unterbau klingt nach einer Kollison aus Acoustic und Djent, könnte so auch von Agent Fresco oder The Safety Fire stammen. Feinsinnige Zäsuren, überlebensgroße Soli und ein kathartisches Finale tragen zum mächtigen Gesamteindruck bei.
Schwachstellen lassen sich nicht erkennen, selbst das abstruse, leicht abgehobene „Daughter Of The Mountain“ macht Sinn, wenn sich Caligula’s Horse endgültig von irdischen Sphären lösen und so ziemlich alles, was die alte und neue Prog-Schule zu bieten hat, in einen großen Topf werfen und heftig umrühren. Etwas schräg, höchst anspruchsvoll, kunterbunt und gleichzeitig mit der feinen Pike vorgetragen: „Bloom“ ist komplex und doch so eingängig, die perfekte Einstiegsdroge. Ob es auch ohne den einen oder anderen Überflieger zum Aufstieg in die erste Neo-Prog-Liga reicht – vollkommen egal. Hauptsache auf’m Platz; oder: auf Platte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.10.2015
Erhätlich über: InsideOut Music (Universal Music)
Website: www.caligulashorse.com
Facebook: www.facebook.com/caligulashorseband
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