Lycus – Chasms
Für Lycus sind Genre-Grenzen dafür da, um gesprengt zu werden. Das Quartett aus dem Großraum Sacramento entstammt eigentlich der Funeral-Doom-Szene, fühlt sich aber ebenso in Black Metal-, Shoegaze-, Dark Wave- und Noise-Gefilden heimisch. Nach einem beachtlichen und gefeierten Debütalbum entsteigen die Herrschaften nun dem Underground und nennen Relapse ihr zweites Zuhause. Mit „Chasms“ geht es auf eine wilde Klang-Odyssee.
Das fragile und doch so bestimmt vorgetragene Konstrukt, das sich beispielsweise durch den Opener „Solar Chamber“ wie ein roter Faden zieht, ist archetypisch für diese Platte. Klare, klirrend kalte Gitarren und holprige Drums stehen für wirres 80s-Kargland, bevor der Doom-Frost Einzug hält. Tempo raus, Härtegrad erhöht, Druck im Zeitlupentempo aufgebaut – es kann manchmal so einfach sein. Urplötzlich verschärfen Lycus das Tempo, wagen einen wüsten Black-Metal-Ausritt. Dann: kurzes Innehalten, reflektierter Shoegaze-Part, kurze Explosion und nachdenklicher Abgang – elf Minuten mit Charme und Nachdruck.
Wer auf diesen Track steht, mag auch das restliche Album, denn die drei weiteren Songs, jeweils zwischen sieben und 13 Minuten Spielzeit angesiedelt, vollbringen ähnliche aurale Kunststückchen. Zwischen Begräbnis-Fundament, plötzlichen Explosion, introvertierter Sinnsuche und überraschendem Groove lassen sich gewisse Wiederholungen freilich nicht von der Hand weisen. Allenfalls, schlecht ist „Chasms“ keinesfalls. Als anspruchsvolle Herausforderung für gängige Hörkonventionen mutiert das Werk zur Grenzerfahrung; nicht immer auf den Punkt, aber stets spannend und kunstvoll. Die Anleihen für Großes sind auf jeden Fall vorhanden.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 15.01.2016
Erhätlich über: Relapse Records (Rough Trade Distribution)
Facebook: www.facebook.com/lycusdoom
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