October Tide – Winged Waltz
Nach dem Release von „Tunnel Of No Light“ hatte sich Mastermind Fredrik Norrman etwas Stabilität für October Tide gewünscht. Ihren Sänger konnten die Death’n’Doom-Veteranen halten, dafür musste mit Jocke Vallgren (Valkyrja) ein neuer Drummer integriert werden, der jedoch erst kürzlich als Langzeit-Tourmitglied bei Amon Amarth angeheuert hat. Was das für die finsteren Schweden bedeutet, ist noch nicht klar. Ihr „Winged Waltz“ schimmert dafür herrlich gloomy.
50 Minuten Lehrstück in punkto Intensität: October Tide gehen von vorne bis hinten an die Substanz mit wuchtigen Tracks, feinen Melodien und pointierter Bosheit. Da wäre beispielsweise „Nursed By The Cold“, das in den Strophen vergleichsweise unaufällig galoppiert und, je länger es dauert, kontinuierlich druckvoller und fieser wird. Geradezu unscheinbar schleicht sich hier ein Monstrum an. Ehe man sich versieht, hat man bereits verloren – eine Beobachtung, die für weite Strecken dieses Albums gilt.
Da wäre beispielsweise der überlebensgroße Opener „Swarm“ mit klaustrophober Melodik, exzellentem Drumming und dicken, klirrenden Gitarrenteppichen, die geschickt zwischen doomigem Weltschmerz und ranzigem Death Metal pendeln – sieben Minuten lang mit einer Reihe an Höhepunkten. Wer es etwas klassischer und noch düsterer mag, zieht sich den Rausschmeißer „Coffins Of November“ oder das hypnotisierende „Sleepless Sun“ rein. Auch im gleichermaßen traurigen wie krachigen „Lost In Rapture“ kann man sich verlieren, auch wenn der instrumentale Mittelteil dann doch eine Spur zu lang ausfällt.
Es sind letztlich nur solche kleinen Details, die den Gesamteindruck ein wenig trüben. Natürlich, aus „Winged Waltz“ ließe sich noch ein Hauch mehr herausholen, aber das Unperfekte passt gewissermaßen zu diesem Album. October Tide zelebrieren ihre süßliche Verachtung aus tiefster seelischer Verzweiflung heraus und schreiben gewohnt klaustrophobe wie bewegende Songs. Das mag – zugegeben – nicht gerade neu sein, funktioniert aber erneut gar exzellent. Auch im Frühling.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.04.2016
Erhältlich über: Agonia Records (Soulfood Music)
Website: www.octobertide.net
Facebook: www.facebook.com/octobertideband
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