I Am Noah – The Verdict
Triers I Am Noah, ursprünglich als Chimalba gegründet, haben einen Anti-Helden erschaffen, der vom Hier und Jetzt die Schnauze voll hat und aus der Routine ausbrechen will. Dafür wird Metalcore in all seiner Breite herangezogen, versehen mit einem Hauch Ambient, progressivem Riffing und wütender, stellenweise leicht thrashiger Energie. Alle Texte auf dem Debütalbum „The Verdict“ stammen aus Noahs Perspektive, der sich gegen die Fehler und Verfehlung der Gesellschaft, gegen Verfolgung, Fremdenhass und stumpfsinnige Deportationen auflehnt.
Zwölf Kapitel begleiten das Schaffen dieses Individuums, musikalisch mit ordentlich Druck und Biss in Szene gesetzt. Zwischen knallharter Wucht, Wut im Bauch, Melodik und Breakdown-Energie wird das Rad keineswegs neu erfunden, wohl aber erfolgreich weitergesponnen. „Rise Of Mankind“ wird nach einem kurzen Intro zum ersten echten Härtetest und prügelt sich in gut vier Minuten durch die gesamte Metalcore-Geschichte. Was fehlt, ist klarer Gesang, und der wird keinesfalls vermisst. Stattdessen setzt es modernes Riffgewitter, dezente Djent-Untertöne und obligatorische Breakdowns – mittlelmäßig originell, wohl aber unheimlich fett vorgetragen.
I Am Noah daher als eine von vielen Metalcore-Kapellen abzutun, wäre allerdings fatal, denn die dynamische Energie, mit der das deutsche Quintett seine Songs vorträgt, unterhält. Zudem scheuen sie auch keineswegs vor kleineren Experimenten zurück – siehe und höre das fragile, melodische „What Is Dead May Never Die“ mit nackter Emotionalität oder der mit balladesken und doch ruppigen Breaks gesegnete Hassbrocken „The Verdict“, ein Titeltrack nach Maß.
Überraschungen sind rar, das Gesamtbild stimmt dafür. Etwas Füllmaterial hat sich auf „The Verdict“ eingeschlichen, wirkliche Durchhänger sind dafür aber nicht auszumachen. Das spricht für die durchdringende Wucht dieses unterhaltsamen Einstands, der zwischen feiner Klinge und heißem Tanz brachiale Seiten mit einem Herz für echte Gefühle aufzieht. Wer Metalcore mag, sollte hieran Freude finden. Talent für höhere Weihen haben I Am Noah reichlich.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 13.05.2016
Erhältlich über: Bastardized Recordings (Membran)
Facebook: www.facebook.com/iamnoahofficial
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