Uneven Structure – La Partition
Eigentlich hatte man sie schon ein wenig abgeschrieben: Fünfeinhalb Jahre nach dem Release ihres Debütalbums „Februus“ melden sich Uneven Structure mit neuem Material – die zwischenzeitlich erschienene EP „8“ bestand bloß aus Re-Recordings alter Songs – zurück. Die Franzosen verwendeten die lange Wartezeit für gleich mehrere Tourneen und Festival-Auftritte, Umbesetzungen an Gitarre und Schlagzeug, sowie das Songwriting für einen Nachfolger. Auf „La Partition“ zeigt sich das Sextett noch eine Spur proggiger, komplexer und extremer.
Was auf dem Einstand recht stark von Meshuggah und der gerade aufbrandenden Djent-Welle beeinflusst war, bietet nun ein deutlich differenziertes Bild. Etwas über 56 Minuten greifen weitestgehend nahtlos ineinander und wenden sich stärker dem breiten Modern-Prog-Feld zu: deutlich von den Anfängen progressiver Gitarrenmusik beeinflusst und doch für sämtliche metallische Extreme offen. Wenn sich ein „Funambule“ beispielsweise kopfüber in fiese Screams und polyrhythmische Attacken stürzen, zwischendurch jedoch Platz für melodische, eingängige Passagen mit Gojira-Schlagseite lässt, wird der Sound der Franzosen auf den Punkt gebracht.
Der eigentliche Reiz liegt allerdings in der musikalischen Bandbreite und technischen Expertise des Sextetts. Beim verspielten und doch verhältnismäßig klassisch angelegten „Alkaline Throat“ angefangen, stürzen sich Uneven Structure in einen wahren emotionalen Malstrom. Zwischen dem futuristischen, mit Klargesang ausgestatteten Epos „Incube“, dem stellenweise ungemein brachialen und letztlich doch emotionalen „The Bait“ und dem druckvollen, mehrfach explodierenden „Brazen Tongue“ rufen die Franzosen wiederholt ihr gesamtes Repertoire ab.
Letztlich sind die Songs, für sich genommen, recht gut. Der tatsächliche Wow-Effekt entsteht jedoch erst, wenn sich „La Partition“ nach mehreren Durchläufen zum komplexen, herausfordenden und lohnenswerten Gesamtkunstwerk zusammenfügt. Vielleicht ist der Zweitling von Uneven Structure nicht durchgehend genial, gerade nach dieser ungewöhnlich langen Wartezeit, manche Passagen kratzen dennoch am Klassiker-Potential und machen Hoffnung auf Großes.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.04.2017
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)
Facebook: www.facebook.com/unevenstructure
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