Briqueville – II

| 25. September 2017 | 0 Comments
Briqueville

(c) Pelagic Records

In Zeiten des gläsernen Menschen und ewigen Debatten um Datenschutz und Datenhoheit scheint Anonymität ein immer kostbareres Gut zu werden. Briqueville treiben es auf die metallische Spitze. Seit zehn Jahren sind die Belgier in Masken und Roben unterwegs – nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Proberaum. Ähnlich ungewöhnlich und doch faszinierend gestaltet sich ihr Doom-Drone-Sound mit dickem Post-Metal-Einschlag. Mit ihrem zweiten Album „II“ sind sie nun bei Pelagic Records untergekommen.

Drei überlange, elf bis knapp 20 Minuten andauernde Songs – oder „Akte“, wie die Belgier ihre Monstrositäten nennen – ackern sich weitestgehend instrumental durch faszinierende Klanglandschaften zwischen Tombstones, Sunn O))), Cult Of Luna und Buried Inside. „II“ ist aber mehr als bloßes Kargland, denn immer wieder schleichen sich melodische Ansätze ein. Das Motiv des ersten Songs bemüht sich beispielsweise um bärbeißige Langsamkeit mit ein wenig Tränendüse und bleierner Schwere – klingt abstrakt, macht im monumental anmutenden Arrangement aber richtig Laune.

Wenn schließlich Vocals einsetzen, dann bestenfalls um gewisse Passagen hervorzuheben und zu betonen, einem weiteren Instrument gleich. Die klaustrophoben Riffs erinnern stellenweise sogar entfernt an The Old Wind. Wenn der ellenlange Schlussakt schließlich die vollständige Entschleunigung übt und sich bestenfalls im Zeitraffer vorankämpft, vergehen Hören und Sehen gleichzeitig. Das bleierne, vergleichsweise rasende Finale raubt nochmals kurz den Verstand, bevor es sukzessive gen Nirgendwo geht.

Mit Fug und Recht darf man behaupten, dass „II“ große Kunst und fast noch größeres Kino geworden ist. Cineastisches Kargland, ideale Vinyllänge, Arrangements an der Grenze jeglicher Hörerfahrung und pointiert-charmante Brachialgewalt mit melodischem Halb-Eskapismus regen die Fantasie an, nicht nur aufgrund der etwas anderen Band-Präsentation. Kleinere Längen dürfen gefließentlich ignoriert werden, denn selbst nach kleinerem Stottern lassen die anonymen Belgier großes Potential erkennen. Der Soundtrack für raue Herbstnächte und Konzerte mit spirituellen Grenzerfahrungen wäre gefunden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.09.2017
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.briqueville.com
Facebook: www.facebook.com/briqueville

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Category: Magazin, Reviews

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