Infall – Silent
Arona in Piemont – ein kleines, malerisches Städtchen im Norden Italiens am Ufer des Lago Maggiore. Hier würde man wohl kaum den Proberaum einer der größten Mathcore-Hoffnungsträger des Kontinents vermuten. Infall, erst 2014 gegründet, sorgten vor zwei Jahren mit ihrer ersten EP „Nitecomes“ für Aufsehen und arbeiteten seither fleißig an ihrem Debütalbum. Irgendwo im breiten Feld zwischen The Dillinger Escape Plan und Converge angesiedelt, wirbelt „Silent“ nun nicht nur Staub auf.
Kann das Quartett tatsächlich besagte große Fußstapfen füllen? Ihr Sound nimmt jedenfalls keine Gefangenen. Beim herrlich wilden, unkontrolliert durch die Luft wirbelnden „Chamber“ angefangen, brennen die Italiener ein chaotisches Feuerwerk wilder Tempowechsel und aggresiver Core-Attacken ab. Im direkten Anschluss zeigt „Back Home Early“, dass Infall auch mit ausladenderen, komplexen Songstrukturen prima zurechtkommen. Der wütende Derwisch kommt hier ebenso auf seine Kosten wie der Soundtrack-Groover mit einem Faible für gespenstische Atmosphäre.
Fortan entziehen sich die Italiener konsequent jeglicher Querverweise und drehen, nach dem gutklassigen Mittelteil, vor allem zum Ende hin wieder so richtig auf. „Decay“ stampft und schnaubt bereits gar vorzüglich, doch erst „Birth“ treibt die absurde Klasse der Newcomer auf die Spitze. Mehr und mehr spielen sie sich in einen Rausch, werden immer lauter und brutaler, lassen dabei aber durchaus so etwas wie Melodiespuren erkennen. Das abschließende „Silent“ wirft sich nach anfänglichem Chaos schließlich mit voller Wucht auf das Prinzip ‚Reduktion durch Noise‘ und brennt richtig schön in den Ohren.
Selbst der zwischenzeitliche Anflug von gutklassiger und herrlich wütender, dennoch aber vertrauter Standardware kann diesen Einstand nicht aus dem Konzept bringen. In knapp 35 Minuten wildern Infall mit wachsender Begeisterung durch sämtliche brachialen und bleiernen Aggregatszustände eines herrlich kaputten Genres und packen immer wieder durchaus überdimensionale Wellenbrecher aus. Kaum zu glauben, dass „Silent“ erst ihr Debütalbum ist – ein mächtiges Versprechen für die Zukunft.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.10.2017
Erhältlich über: This Is Core Records (DL-Album)
Facebook: www.facebook.com/weareinfall
Letzte Kommentare